Welpen aus der Wildnis

Ausgesetzte Hunde auf Mallorca
Kein Besitzer weit und breit: Ein gut genährter, aber misstrauischer Rüde bewacht die vier Welpen in der Wildnis

Es sollte ein ganz normaler Sonntag-Morgen-Spaziergang werden…

Ausgesetzter Hund auf Mallorca
Der andere ausgesetzte Rüde hält sich völlig zurück

Es ist bedeckt und das Meer wellig. Kein Badewetter. Wir wollen dennoch mit den Hunden am Puig de Ros zum Meer laufen und einen ruhigen Morgen genießen. Schon auf dem Hinweg fällt mir am Rande des ausgewaschenen Feldweges eine große Wasserschüssel auf, daneben Brotreste. Unsere Hunde schnuppern aufmerksam. „Seltsam“, denke ich.  Für wen oder was stellt jemand hier Wasser hin?

Auf dem Rückweg dann plötzlich lautes Gebell aus dem Gebüsch nahe der Wasserschüssel. Da, es ist ein schwarz-weißer, mittelgroßer Hund. Aber wo ist sein Besitzer? Ich klettere ein Stück die Felsen hinauf. Und sehe – eins, zwei, drei… vier Welpen. Die offensichtlich zu dem Schwarzweißen gehören. Der nicht die Mutter sein kann, weil es sich, was ich jetzt erkenne, um einen Rüden handelt. Er kläfft mich weiter warnend an, traut sich aber nicht in meine Nähe.

Der Aktionsplan steht schnell fest. Christian bringt mit dem Auto unser Hundequartett nach Hause und kehrt mit Transporttaschen, Leckerli, dicken Handschuhen, Besen und Fotoapparat zurück. In der Zwischenzeit finden sich zwei Frauen, ebenfalls Hundebesitzerinnen, die mir moralischen Beistand geben. Andere Spaziergänger helfen mit Leckerli aus. Dann erscheint ein weiterer Hund aus dem dichten Strauchwerk. Die Mutter? Ich komme nicht besonders nah ran, kann aber erkennen, dass es sich um einen zweiten Rüden handelt, der alt wirkt und zudem ein verletztes Hinterbein hat.

4 Welpen aus der Wildnis sind jetzt auf unserer Terrasse
Etwas verstört, aber in gutem körperlichen Zustand: Wir lassen die vier Welpen erstmal „ankommen“

Leider lässt sich keiner der beiden erwachsenen Hunde anlocken. Christian und ich klettern schließlich ins Gebüsch und schaffen es, einen nach dem anderen Welpen zu greifen und in eine Transporttasche zu verfrachten. Der Besen – als Abwehrwaffe gedacht für den Fall von Beißattacken der beiden Rüden – kommt nicht zum Einsatz.

Die beiden Spanierinnen beschließen erstens, dass jede von ihnen einen der Welpen adoptieren will, und zweitens, dass sie noch weiter versuchen wollen, die Rüden zu ergreifen. Wir bringen die vier Hundebabies nach Hause, wo sie zunächst auf der oberen Terrasse Liegedecke, Wasser und Futter bekommen. Die zwei Jungs und zwei Mädchen sind in gutem Zustand, vielleicht acht Wochen alt, und natürlich verstört. Wir lassen sie erstmal in Ruhe und verarzten unsere völlig zerkratzte Haut.

Und dann schreibe ich diesen Bericht und veröffentliche einen Aufruf in Facebook. Vielleicht fällt irgendwo, irgendwem auf, dass quasi über Nacht ein Mensch um sechs Hunde „ärmer“ geworden ist. Sprich – vielleicht finden wir die Person, die einfach vier Welpen und zwei ausgewachsene Hunde in der Wildnis aussetzt, und können sie anzeigen.