Erst prüfen, dann teilen

Eine Sprachnachricht wird aktuell über whatsapp verbreitet: In Rendsburg sei es in letzter Zeit vermehrt zu Hundediebstählen gekommen. Der Text ist mit Details geschmückt, etwa dass ein Hund am Kinderwagen angebunden war und als der Besitzer aus dem Laden kam, war der Hund weg („…das Kind zum Glück noch da“). Dazu gibt es gleich eine zweite Sprachnachricht, „Hier bei uns“ – Ort wird nicht genannt – werden ganz viele Hunde geklaut, direkt aus den Gärten, der Besitzer findet dann nur noch das Halsband vor der Haustür.

Fake News: Weihnachtsmann vermisst! Gefunden wurde nur die Mütze.

Spätestens an dieser Stelle werde ich misstrauisch. Wer einen Hund klaut, lässt das Halsband zurück? Mal ernsthaft – wer teilt so einen Unsinn?

Bevor auch ich panisch auf „weiterleiten“ drücke, rufe ich lieber die Polizei Rendsburg an. Der diensthabende Beamte lacht auf, als ich mein Anliegen erkläre: „Sie sind heute gefühlt die dreihundertste Anruferin“. Ihm sei aus den letzten sieben Tagen das Verschwinden von zwei Hunden bekannt. Mehr seien nicht zur Anzeige gebracht worden.

Auch die Dame aus meinen whatsapp-Kontakten rudert zurück. Ich hatte ihr geraten, die „Info“ nicht weiter zu teilen, da ich sie für einen Fake halte. Sinnigerweise fragt sie mich, ob ich denn schon den Tierschutzverein angerufen hätte. Das was sie verpasste, bevor sie auf „teilen“ klickte. Wenig später merkt sie kleinlaut an, dass es sich wohl tatsächlich um eine absichtlich verbreitete Falschmeldung handelt. Und beklagt sich, wie man so mit den Ängsten der Menschen spielen könne.

Ja, das ist böse und gemein. Aber jeder, der solche Räuberpistolen ungeprüft über Nachrichtendienste und soziale Medien teilt, stellt sich in den Dienst dieser gar nicht guten Sache. So etwas verbreitet weit mehr Panik, als die tatsächliche Gefahrenlage verlangt. Die Unsicherheit der Menschen im relativ sicheren Deutschland ist nicht zuletzt deshalb so groß, weil immer wieder Fake-Nachrichten Ängste schüren. Teilt lieber etwas Schönes, etwas zum lachen, auch gerne zum Nachdenken, oder dies: Wir wünschen fröhliche Weihnachten ohne schlechte Nachrichten!!!