Ach du dicker Hund

Vor wenigen Tagen in der Tierklinik fragte mich ein Herr: „Unsere Hündin, kann es sein, dass sie zu dick ist? Sie kommt kaum noch auf die Couch…“ Es handele sich um eine Schäferhündin, ca. 7 Jahre alt. „Ich sag schon immer zu meiner Frau, dass das nicht gut ist, die Schäferhunde haben doch so oft  Hüftprobleme?“

Er hat die Hündin nicht dabei, so dass ich mich nur theoretisch dazu äußern kann. Nicht nur Schäferhunde, auch alle anderen Hunde haben durch Übergewicht ein erhöhtes Risiko für Erkrankungen. Da geht’s dem Hundchen wie dem Herrchen – wir Menschen sind bekanntlich auch empfänglich für eine ganze Reihe von Krankheiten (Herz-Kreislauf, Diabetes…) und Störungen am Bewegungsapparat (Knie-, Hüft- oder Wirbelsäulenprobleme…), wenn die Rettungsringe wachsen. Große Hunde, zu denen die Schäferhunde gehören, haben ohnehin eine Disposition zu Altersarthrosen an den Hüft-, Knie- oder Ellbogengelenken. Jedes Gramm Körpergewicht zu viel bedeutet eine zusätzliche Belastung für die Gelenke, und das bringt höheren Verschleiß. Das Problem entsteht schon in jungem Alter – die (schmerzhaften) Auswirkungen sieht man erst in der 2. Lebenshälfte. Doch dann können die Gelenke kaum noch repariert werden.

Um das Körpergewicht zu kontrollieren, hilft vor allem eines: Konsequenz. Hier ein Zitat, das ich in meiner Praxis sehr häufig höre: „Ich weiß, dass er zu dick ist. Aber was soll ich machen? Er kriegt doch kaum was zu fressen!“ Natüüüürlich! Da kann man bestimmt nix machen. Oder? Auch hier heißt es wieder gnadenlos: Wie der Herr so’s Gescherr. Wer zu dick ist, nimmt mehr Energie (=Kalorien) zu sich, als er verbrennt.

Womit zwei Lösungsansätze klar sind. A – weniger Energie aufnehmen und B: mehr verbrennen. Letzteres ist einfach: mehr Bewegung. Nun hat es keinen Zweck, einen adipösen Hund von jetzt auf nun zwei Stunden am Fahrrad zu schinden. Sinnvoll ist ein langsamer Trainingsaufbau. Bisher standen zweimal täglich 20 Minuten Spaziergang an? Erhöhen Sie langsam, zum Beispiel alle 3 Tage um 5 Minuten. Achten Sie darauf, dass Ihr Vierbeiner sich wirklich dabei bewegt, und nicht nur schnüffelnd von Ecke zu Ecke trödelt. Ein leichter Trab ist ein gutes Training für Herz und Kreislauf. Gut wäre es auch, den Hund zum Schwimmen zu bringen, das ist eine sehr gesunde Bewegungsform, die Fett abbaut und Muskeln bildet. Ist Ihr Hund noch jünger, kann man sich vielleicht mit anderen Hundebesitzern zu Spielstunden verabreden. Das bedeutet für Zwei- wie für Vierbeiner Abwechslung und soziales Miteinander. „Mein Hund hat ja Platz auf dem Grundstück, der kann doch so viel laufen, wie er will“, höre ich gerade eine faule Ausrede. Meine Antwort: Der kann sich bewegen, aber warum sollte er? Er muss nicht jagen um satt zu werden, sein Territorium bewacht der Chef (der Mensch). Animieren Sie Ihren Liebling durch Spiel oder Spaziergang. Hunde lieben neue Eindrücke! Im Zweifel tut Ihnen die zusätzliche Bewegung auch gut?

Nicht erst bei so ausgeprägtem Übergewicht drohen dem Vierbeiner gesundheitliche Konsequenzen
Nicht erst bei so ausgeprägtem Übergewicht drohen dem Vierbeiner gesundheitliche Konsequenzen

Und jetzt die Futterfrage. „Er bekommt nur morgens und abends eine kleine Handvoll Trockenfutter“. Sehr gut. Dann lassen Sie ab sofort die Leckereien zwischendurch weg. Ich kenne Hunde, die bekommen täglich so viele Leckerlies, dass davon ein zweiter Hund existieren könnte. Und das soll nicht dick machen?

Wenn es nicht an den Belohnerlis liegt, gibt es nur eines: Die Futtermenge – so gering sie auch erscheinen mag – muss verringert werden. Ein Drittel weniger hört sich hart an, ist aber garantiert erfolgreich. Vielleicht ist es sinnvoll, das Futter zu wechseln. Es gibt spezielle Diätfutter fertig zu kaufen. Dann aber nicht die Menge erhöhen! Achten Sie grundsätzlich auf die Dosierungshinweise auf den Packungen, aber denken Sie daran, das sind Durchschnittswerte. Was für einen Hund genau richtig ist, kann beim nächsten zu Fettleibigkeit führen.

Oder ersetzen Sie die Hälfte des Trockenfutters durch Magerquark oder fettarmen Hüttenkäse mit geraspeltem Gemüse, etwa Mohrrübe, grünem Salat oder Zucchini. Wie, das frisst er nicht? Dann ist er nicht hungrig! Stellen Sie sein Futter einfach weg bis zur nächsten Fütterungszeit. Keine Sorge – Ihr Hund verhungert nicht, selbst wenn kein Futter herumsteht. Zumindest in Westeuropa leiden mehr Hunde durch Übergewicht als durch Hunger.


Bitte beachten Sie die Hinweise zur Tierheilpraxis