Trine – liebenswert, lebenswert

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Ich hatte dem Centro Canino schon vor einigen Tagen zugesagt, Triana zu nehmen. Ab Sonntag, also wenn Bolle abgereist ist. Heute morgen dann bekam ich den Anruf – Triana sei bereits im Tierheim… die bisherige Besitzerin konnte, wollte nicht noch 3 Tage warten.

Wir waren vorgewarnt, es gebe ein Problem mit ihrem Hinterlauf. Ein Bruch im Alter von 3 Monaten, Operationen, Komplikationen. Traurige Realität ist – an Trianas rechter Seite hängt hinten ein Stück Fleisch mit Knochen drin, was früher wohl mal ein Bein war.

In der Klinik wurde heute ein aktuelles Röntgenbild gemacht, und jetzt überlegen Tierärzte, Tierschutzverein und wir hier in der Villa Bunter Hund, was das Beste für Triana ist. Zur Auswahl stehen A wie Amputation, B wie Bein-Erhaltung mit Prothese und C wie chirurgische Eingriffe mit begleitenden Maßnahmen wie Physiotherapie mit dem Ziel, das Bein wieder gebrauchsfähig zu machen.

Bei letzterem gibt es diverse Risiken, angefangen mit der Infektionsgefahr bei mehreren Operationen. Und selbst wenn der Knochen um die derzeit fehlenden 12 Zentimeter verlängert werden kann UND die Muskulatur sich entsprechend entwickelt – Triana weiß gar nicht, dass hinten rechts ein Bein existiert. Sie nutzt es nicht mehr. Es wird sehr schwer werden, ihr das Laufen auf allen vier Gliedmaßen wieder beizubringen. Seit vier Monaten – länger als die Hälfte ihres Lebens – besteht ihre Welt aus drei Beinen. Es ist manchmal schon schwer, erwachsenen Hunden nach wenigen Wochen Schonzeit die Wahrnehmung ihres vierten Beines zurück zu geben. Bei Trine dürfte die Erinnerung daran kaum noch rudimentär vorhanden sein.

Abgesehen von dem rechten Hinterbein ist Trine ein lebensfroher und gesunder Hund
Abgesehen von dem rechten Hinterbein ist Trine ein lebensfroher und gesunder Hund

Und die Alternativen? Plan A – Amputation. Ein Hund geht damit anders um als wir Menschen. Und, wie schon beschrieben, Trine sieht sich eh als Dreibeiner, ihr rechtes Hinterbein ist im derzeitigen Zustand nur schmerzhaft und ein überflüssiges Gewicht, eine Behinderung. Einziges Risiko ist, dass sie mit fortschreitendem Alter unter Rückenproblemen und Arthrosen leiden könnte, weil die Bewegung auf drei Beinen nicht physiologisch ist.

Doch dieses Risiko besteht ebenso bei Plan B, denn auch mit einer Prothese, die das Bein so verlängern sollte, dass sie darauf „normal“ laufen kann, wird sie eben doch nicht „normal“ laufen. Es gibt auch mit dieser Lösung immer einseitige Belastungen, die langfristig zu Gesundheitsproblemen führen können. In meinen Augen kein überlegenswerter Kompromiss.

Und jetzt die gute Nachricht: Sie ist mit 7 Monaten noch jung. Und sie ist total lebensfroh und liebenswert, spielt und hüpft rum wie jeder Halbwüchsige in dem Alter. Abgesehen von dem verkrüppelten Bein ist sie ein rundum glücklicher und gesunder junger Hund. Deswegen gibt es auch keinen Plan D wie Das-wird-nix-mehr, den-müssen-wir-einschläfern. Wer Triana sieht, wird alles andere denken, aber nicht, dass sie kein lebenswertes Leben führen könnte.