Gefahr von der Koppel

Pferd und Hund auf der Weide - Vergiftung durch Pferdeäpfel möglich
Hunde lieben Pferdeäpfel. Aber ganz ungefährlich ist diese „Nascherei“ nicht.
Foto: N. Frank / pixelio.de

Wir Menschen sind da ja etwas anders gestrickt, aber viele Hunde können bei Pferdäpfeln einfach nicht widerstehen. Sie naschen nur zu gerne davon. „Das ist gesund“, sagen manche Hundebesitzer. Und fast alle gehen davon aus, dass von einer kleinen Portion Pferdeködel zwischendurch keine Gefahr für ihren Bello ausgeht.

Was im Prinzip wohl stimmt. Aber es gibt Ausnahmen. Diese betreffen Hunde mit dem MDR1 Gendefekt. MDR1 wurde abgekürzt aus Multi Drug Resistance. Das Gen schützt den Organismus, indem es die Aufnahme von schädlichen Stoffen in den Organismus verhindert und für den Abtransport und die Entsorgung dieser Gifte via Leber und Niere sorgt. In der Blut-Hirn-Schranke schafft es eine starke Barriere zur Verhinderung des Übertritts potentiell neurotoxischer Substanzen in das Nervengewebe. Im Umkehrschluss ist klar: Funktioniert das MDR1 Gen nicht, besteht eine erhöhte Gefahr von Intoxikationen.

Schon vor Jahren fiel die Häufigkeit von Vergiftungserscheinungen durch Antiparasitika (vor allem Ivermectin) bei bestimmten Rassen auf. Umfangreiche Forschungen und Umfragen bei Tierärzten und Zuchtverbänden weltweit ergaben nach und nach ein klares Bild. Betroffen sind vor allem Collie-Rassen, aber auch bei Huskys und Weißen Schäferhunden wurden vereinzelte Fälle diagnostiziert. Auch die Medikamente, die diesen Hunden gefährlich werden können, konnten identifiziert werden. Die Liste ist lang und handelt nicht nur von Entwurmungsmitteln. Details finden Sie in diesem Bericht der GKF (Gesellschaft Kynologischer Forschung).

Viele Besitzer der typischen, bekannten Rassen mit MDR1 Defekt kennen inzwischen die Problematik, wie natürlich auch die Tierärzte. Warum aber droht Gefahr von der Pferdekoppel?

In vielen Ställen wird jetzt, beim Anweiden oder kurz vor Beginn, eine Parasitenbehandlung durchgeführt. Ein beliebtes Mittel ist Ivermectin. Und was vorne ins Pferd hineinkommt, wird zumindest zum Teil hinten wieder ausgeschieden. In den Äpfeln der entwurmten Pferde sind deutliche messbare Rückstände von den Medikamenten enthalten. Wenn ein Hund mit dem MDR1 Gendefekt davon nascht, kann schon diese geringe Konzentration ihm schaden. Im oben genannten Bericht der Hundeforscher wird jedoch sogar von Caniden ohne Gendefekt berichtet, die nach der Aufnahme entsprechender Pferdeausscheidungen Vergiftungserscheinungen zeigten.

Also – Schnauze weg vom Pferdeappel. Und wenn Ihr Liebling doch mal einen vernascht hat, achten Sie auf diese Symptome: Bewegungs- und Koordinationsstörungen, Zittern, Erbrechen, Speichelfluß, Benommenheit, Desorientiertheit. Sie alle weisen auf eine  Vergiftung hin. Ihr Hund gehört schnellstens in medizinische Behandlung.