Keine Zukunft

k-P1040128Bobek ist tot.

Wir wissen nicht, wie er früher hieß. Ob er jemals einen Namen hatte.

Bobek war höchstens zwei Jahre alt. Er hätte eine Zukunft haben müssen bei einer Familie, die sich um ihn kümmert.

Stattdessen verbrachte er drei seiner letzten Lebenswochen im Tierheim Natura Parc. Als wir ihn Ende letzter Woche holten, weil wir ihm eine Zukunft geben wollten, machte er einen gesunden Eindruck. Wenig später schon hatte er hohes Fieber. Trotz intensivster Pflege, hier zu Hause und in der Tierklinik, entwickelte er immer neue Symptome, nahm rapide ab und wurde immer schwächer. Letzte Nacht starb er alleine in der Klinik. Verendete an Entkräftung, nach tagelangem Erbrechen und blutigen Durchfällen.

Kein Hund sollte so sterben müssen. Doch im Tierheim Natura Parc, eine der Tötungsstationen auf Mallorca, werden Neuzugänge einfach zu anderen Hunden in den Zwinger gesteckt. Es gibt keine Quarantäne. Bringt ein neuer Insasse ein Virus mit, verteilt sich dieses ungehindert unter den Zwingerkollegen.

Bobek auf dem Unterstuchungstisch in der Tierklinik
Bobek, kurz nachdem wir ihn aus dem Tierheim geholt hatten, zur ersten Untersuchung in der Tierklinik. Da wussten wir noch nicht, dass er keine Zukunft hatte.

Wenn Menschen kommen und die Vierbeiner anfassen, sie gut gemeint streicheln, tragen sie möglicherweise an ihren Händen die Krankheitserreger auch in die nächsten Zwinger. Geimpft werden die Hunde erst, wenn sie jemand adoptiert. Auch Bobek wurde bei der Herausgabe geimpft. Er wurde vorher nicht klinisch untersucht. Heute wissen wir, dass er bereits infiziert war, als er eine Mehrfachimpfung bekam. Durch die Infektion war seine Abwehr bereits geschwächt. Die Impfung hat ihm in dieser Situation sehr geschadet. Sein Immunsystem wurde völlig überlastet. Wäre Bobek früher geimpft worden, bevor er das Tierheim betrat, hätte es ihm vermutlich das Leben gerettet. Denn er starb an Staupe und Parvovirose.

Muss, darf man dem Tierheim Natura Parc Vorwürfe machen? Das Problem liegt im System. Die vielen überzähligen Hunde müssen irgendwo hin. Das Tierheim ist verpflichtet, alle im Zuständigkeitsbereich aufgefundenen, herrenlosen Hunde aufzunehmen. Der Platz wird nie reichen, weil diese Gesellschaft hier weiterhin unkastrierte Hunde sich vermehren lässt und damit unzählige ungewollte Tiere produziert. Ungewünschte Vierbeiner werden nicht geimpft. Das sind die Bobeks, die – im Tierheim oder ausserhalb – einen qualvollen Tod sterben.

Noch immer geben die öffentlichen Tierheime, die Tötungsstationen, alle Hunde unkastriert und ohne Kastrationsverpflichtung ab. Die Tierheime selbst sorgen so für mehr Bobeks. Der Teufelskreis bleibt geschlossen. Ruhe in Frieden, Bobek.