Puuuhhhh… gutartig

Tumoren machen wohl jedem Menschen Angst. Und wenn ein geliebtes Haustier plötzlich eine Gewebezubildung zeigt, ist das für den Halter sehr Besorgnis erregend. So auch für mich.

Der Tumor am „kleinen Finger“ begann plötzlich zu mutieren

Naddel hatte schon seit mindestens zwei Jahren einen kleinen Knoten am Vorderlauf. Seitdem ich ihn das erste Mal wahrgenommen hatte, beobachtete ich ihn.  Mit einem halben Zentimeter Durchmesser machte er mir keine Sorgen, zudem war er verschiebbar, hatte also keinen Knochenkontakt, und sah nicht böse aus. Doch plötzlich begann er zu wachsen, innerhalb weniger Tage verdreifachte er seinen Umfang.

An den Zehen eines Hundes sitzt die Haut ziemlich stramm. Man kann dort nach einer Verletzung nur schlecht die Wundränder zusammenziehen und vernähen, und dies ist auch das Problem bei der Entnahme dort ansässiger Tumoren. Wir warteten also nicht ab, ob das Ding sein Wachstum einstellt, sondern entschlossen uns zur Operation, die zum Glück unspektakulär verlief.

Fünf lange Tage dauerte es, bis der Laborbericht bei mir eintrudelte. Ergebnis: Nicht bösartig – puuhhh… Allerdings hätte weiteres Wachstum zu einer malignen Form führen können. In Naddels Fall war also die Operation sinnvoll.

Es gibt natürlich Neuzubildungen, die man besser in Ruhe lässt. Alle möglichen Tumorarten vorzustellen würde hier den Rahmen sprengen. Daher hier nur einige Infos zu den häufigsten: Viele ältere Hunde entwickeln Lipome, unter der Haut liegende Fettgeschwulste. Diese würde ich nur entfernen lassen, wenn sie entweder durch schnelles Wachstum auffallen oder sich an Stellen befinden, die bei Bewegung oder beim Schlafen hinderlich sind. Gleiches gilt für Warzen. Grundsätzlich sollte man jede Wucherung einem Fachmann vorstellen. Rät dieser zur Operation und man ist nicht glücklich mit der Entscheidung, ist eine zweite Meinung bestimmt kein Fehler.

Ein häufiges Thema sind auch Mammatumoren, also Knoten an den Zitzen der (meist älteren) Hündinnen.  Es gibt die These, dass diese grundsätzlich irgendwann bösartig werden. Und es gibt Hündinnen, deren Mammatumoren über Jahre unauffällig bleiben. Da eine Operation meistens die Entnahme der gesamten Gesäugeleiste bedeutet, also ein sehr großflächiger Eingriff ist, empfehle ich alternative Therapien: Mit Homöopathie, Organotherapie oder einer speziellen Akupunktur kann man den Tumor unter Kontrolle halten. Häufig sind diese Maßnahmen auch nach einer Operation sinnvoll, um Rezidiven zu vermeiden.

Der informierte Patient

Der Mediziner von heute hat es nicht leicht. Der ehemalige „Gott in weiß“ muss sich mit mehr und mehr Besserwissern abgeben. Ganz alltäglich ist, dass ein Patient schon bei der Begrüßung neben seinen Symptomen mehrere Verdachtsdiagnosen liefert. Einige klären ihren Arzt sogar über die richtige Therapie auf. Zu welchem Zweck sie sich überhaupt in seine Praxis begeben, konnte mir noch niemand beantworten.

Mir als Tierheilpraktikerin geht es natürlich ähnlich: Der Tierbesitzer hat sich im Internet bereits eingehend mit der Krankheit seines Vierbeiners befasst. Google lieferte eine runde Million Infoseiten, in Facebook fanden sich allwissende Gruppen mit wertvollen Tipps. Ich persönlich finde das nicht schlimm. Nach meiner Erfahrung muss der Therapeut den informierten Patientenbesitzer zunächst einmal in Ruhe alles erzählen lassen. Und dann reden wir darüber und finden eine sinnvolle Behandlung.

Information ist wichtig, aber nicht immer ist es sinnvoll, zuerst "Doktor Google" zu befragen
Information ist wichtig, aber nicht immer ist es sinnvoll, zuerst „Doktor Google“ zu befragen

Etwas nervig ist es, wenn der Klient nach seinem Besuch bei der Therapeutin täglich anruft, weil er im Internet etwas gefunden hat, was garantiert noch besser ist. Er gelangt so schnell in eine Art Therapie-Hopping – heute Bioresonanz, morgen Lichttherapie und übermorgen Schüssler-Salze. Ist vielleicht alles nicht verkehrt, aber hinterher weiß man nicht, was eigentlich geholfen hat (im günstigen Fall) oder warum es dem Tier immer noch schlecht geht (wenn eine Therapie die andere in der Wirkung behindert). Ein wenig Vertrauen zum Tierheilpraktiker vor Ort sollte vorhanden sein, sonst kann man sich den Besuch gleich sparen.

Wovon zweifelsohne abzuraten ist: In einer Notfallsituation zunächst mal die Facebook-Gruppe befragen, was zu tun ist: „Meine Dogge liegt auf der Seite und hechelt so komisch und der Bauch ist ganz dick und hart, was meint ihr, was kann das sein?“ (Magendrehung? Lebensgefahr!)… „Der Tito kneift seit gestern das Auge ganz schlimm zusammen und reibt immer mit der Pfote dran, und fressen will er auch nicht, soll ich da mal mit Kamillentee abwaschen?“ (Nein! Da muss der Fachmann gucken, ob ein Fremdkörper drin ist! Und zwar jetzt! Dein Hund hat Schmerzen! Und sowieso: Kamillentee reizt die Konjunktiven!)… Ich könnte unzählige Beispiele aus einschlägigen Foren anführen, die mir schon beim Lesen körperliches Unbehagen bereiteten. Im Notfall nicht posten… sofort losfahren.

Häufig finde ich im Internet auch folgende Aussage, die nicht vom aufgeklärten Patienten, sondern vom beschränkten Ignoranten stammt: „Dann gibt der Tierarzt wieder irgend eine Spritze und das kostet dann wieder 100 Euro, da frage ich lieber euch“. Fragen Sie lieber grundsätzlich den Tierarzt, welches Medikament er gibt und warum, also was es bewirken soll. Lassen Sie sich alle Analyse-Ergebnisse ausdrucken und notieren Sie sämtliche Therapiemaßnahmen. Denn wenn Sie die Klinik oder den Behandler wechseln, sind lückenlose Informationen sehr hilfreich. Anstelle von dieser Aussage, mit der ich viel zu häufig zu tun habe:  „… eine Spritze und Tabletten, die soll er 10 Tage nehmen… wie die heißen weiß ich nicht… das sind so weiße…“

Und noch eine Warnung: Wer im Internet sucht, der findet – auch Dinge, die er nicht wissen möchte. Nebenwirkungen, mögliche Komplikationen, Fehldiagnosen… Vergessen Sie nicht, eigenständig zu denken, und bleiben Sie ruhig!

Stinkemauken und Körpergeruch

Ich hatte mal einen Hund, den konnte ich im Zimmer riechen, bevor ich ihn sah. Das lag an seinen entsetzlichen Stinkemauken. Auch Naddels Pfoten dünsteten üble Gerüche aus, als sie bei uns einzog. Und der Hund von Nachbarn stinkt dermaßen, dass es in seinem Mehrfamilienhaus regelmäßig Beschwerden gibt, weil der Mief bis ins Treppenhaus zieht.

Viele Hundebesitzer bemerken, dass ihre Lieblinge stinken. Andere Hunde dagegen sind vom Geruchsaufkommen her völlig unauffällig. Woran liegt das?

Es gibt Erkrankungen, die Bello müffeln lassen. Eine Niereninsuffizienz, Diabetes,  Pyodermien und andere Hauterkrankungen, Allergien… Wenn der Vierbeiner auffälligen Geruch ausströmt, sollte man organische Ursachen beim Tierarzt ausschließen lassen.

Nach dem Bad im Meer ist ein leichter Körpergeruch beim trocknenden Hund normal
Nach dem Bad im Meer ist ein leichter Körpergeruch beim trocknenden Hund normal

Manchmal aber „hundelt“  der Hund und es kann keine Ursache gefunden werden. Denken Sie dann unbedingt an die Ernährung, denn diese ist häufig der Grund für üblen Körpergeruch. Minderwertiges Fertigfutter wird schlecht verstoffwechselt, es sammeln sich Giftstoffe an im Körper, die Entgiftung erfolgt über Haut und Ohren – fertig ist der Stinker. Optimieren Sie die Ernährung Ihres Lieblings, im Zweifel mithilfe eines Beraters. Was das ausmachen kann, haben wir mit unseren Powerpfoten schon mehrmals erfahren: Naddels Füße stinken schon lange nicht mehr – wir stellten einen unmittelbaren Zusammenhang mit der Ernährung fest. Gleiches beobachteten wir bei Bodo, der im vergangenen Jahr ebenfalls mit Müffelmauken bei uns einzog. Und Charlys Fell, früher unpflegbar, verfilzt kaum noch, seit wir auf hochwertige und natürliche Fütterung achten.

Weitere mögliche Gründe für Körpergeruch beim Hund:

Nicht nur Hauterkrankungen können unangenehmen Körpergeruch verursachen. Foto: eurotierklinik.es
  • Ist im Sommer das Unterfell zu dicht, können sich durch Wärme und Feuchtigkeit Bakterien vermehren, die zu Geruch führen und Hautentzündungen verursachen können. Manche Hunde müssen daher in der warmen Jahreszeit geschoren werden, bei anderen reicht konsequente Fellpflege, um die abgestorbenen Haare zu entfernen und Luft an die Haut zu lassen.
  • Durch zu häufiges Baden wird der natürliche Säureschutzmantel der Haut angegriffen. Das begünstigt die Stinkerei noch mehr.
  • Es gibt Rassen, die stärker duften. Auf den Wasserapport spezialisierte Hunde wie Labradore haben ein leicht öliges Fell, das häufig einen intensiveren Eigengeruch verströmt.
  • Einige Hündinnen strömen während der Läufigkeit einen auffallenden Duft aus. Für Rüden attraktiv, für uns Zweibeiner gewöhnungsbedürftig bis unangenehm.
  • Manche Rüden besitzen sehr leistungsfähige Schweißdrüsen an den Hinterpfoten, mit denen sie ihr Revier markieren, indem sie nach dem Pieseln temperamentvoll scharren.

Haben Sie auch so ein haariges Müffelstück zu Hause, versuchen Sie mal ein paar Hausmittel: 1 Teelöffel Apfelessig auf 2 Liter Trinkwasser soll helfen. Oder frische gehackte Petersilie, ins Hundefutter gemischt. Zum Entgiften wären Chlorophyll Algen sinnvoll oder spezielle Mineralien-Mischungen. Und natürlich ein Futterwechsel. Sind Sie unsicher, konsultieren Sie einen Tierheilpraktiker.

Menschen-Mittel sind gefährlich

Eine neue Kundin erzählt mir beiläufig, dass sich ihr Dobermann Hermes gelegentlich „vertritt“ und nach Freilauf humpelnd heim kehrt: „Ich gebe ihm dann immer eine Schmerztablette, das hilft ihm schnell“, beteuert sie. Ich horche natürlich auf: Welches Mittel sie denn gibt? „Na, was ich auch nehme wenn mir was weh tut!“

Welpe mit Beinverband
Auch wenn’s weh tut: Schmerzmittel für Menschen können Hunden schaden

„Eine ganz schlechte Idee“, entgegne ich: „Es sei denn, Sie wollen Hermes krank machen.“ Das ist deutlich. Frau K. hört mir genau zu, während ich erkläre, warum man Hunde und Katzen nicht mit Human-Medikamenten behandeln soll. Sie unterscheiden sich nämlich in ihren Stoffwechselvorgängen sehr von uns. Daher kann schon eine halbe Tablette Ibuprofen für einen 20 Kilo schweren Hund gefährlich werden. Es drohen übersteigertes Durstgefühl, Erbrechen und Bewusstseinstrübung. Noch größer ist die Gefahr bei der Verabreichung von Diclofenac. Dieses Medikament ist in der Tiermedizin schon seit Jahren verboten, denn schon geringe Dosen können dauerhafte Leber- und Nierenschäden verursachen. Auch Paracetamol kann die Leber übel schädigen und gehört keinesfalls in die Tierapotheke.

„Aber Aspirin?“, wagt Frau K. einen Vorschlag. Ich schüttele den Kopf: „Das kann Schleimhautblutungen hervorrufen. Und dabei wirkt es bei Ihrem Hund gar nicht!“

Globuli Homölpathische Einzelmittel
Homöopathische Einzelmittel sind bei korrekter Indikation für Menschen wie für Tiere geeignet

Was sie denn stattdessen machen sollte? „Es gibt spezielle Schmerzmittel für Hunde, die bekommen Sie beim Tierarzt“, erkläre ich. „Aber Sie fragen ja mich als Tierheilpraktikerin. Besorgen Sie sich Traumeel-Tabletten für Tiere (Traumeel ad. us. vet) und geben Sie davon zwei zu Pulver zerdrückt ins Maul, wenn Hermes mal wieder hinkt. Und dann bekommt er mal Ruhe. Normalerweise ist er schon am nächsten Tag wieder topfit. Lassen Sie ihn trotzdem noch einen oder zwei Tage an der Leine und geben Sie noch zweimal täglich das Mittel. Gerade solche scheinbar kleinen Verletzungen rächen sich manchmal nach Jahren in Form von Gelenksarthrosen, daher ist eine gründliche Ausheilung wichtig.“

Der Vorteil eines homöopathischen Komplexmittels wie Traumeel ist übrigens, dass es die Heilung unterstützt und nicht nur den Schmerz hemmt, was Hermes dazu verleiten könnte, sich gleich wieder zu übernehmen. Wer sich mit Homöopathie beschäftigt und eine entsprechende Hausapotheke hat, kann natürlich auch mit Einzelmitteln wie Arnika arbeiten. Homöopathische Einzelmittel sind übrigens für Menschen wie für Tiere geeignet.

Wichtig ist zum Abschluss noch Folgendes: Wenn die Schmerzen sehr stark sind, wenn vielleicht ein Bein überhaupt nicht belastet wird, oder wenn ein Gelenk sehr dick anschwillt und heiß ist, sollte man vorsichtshalber einen Tierarzt oder Tierheilpraktiker konsultieren.

Bitte beachten Sie die Hinweise zur Tierheilpraxis

100 Prozent, dauerhaft

Als Tierheilpraktikerin habe ich schon seit Praxisgründung mit Allergien zu tun. Jetzt hat es mich auch privat erwischt: Bodo ist Allergiker.

Als er zu uns kam, fiel gleich die Ohrenentzündung auf. Die Ohren waren so verdreckt und entzündet, dass wir sie in Narkose reinigten (die Kastration und damit eine Narkose war eh fällig). Doch die Symptome wurden kaum weniger, und nun fiel auf, dass er sich auch an anderen Stellen des Körpers kratzte und biss.

Hund Bodo hat Futtermittelallergie
Man sieht es ihm nicht an: Bodo reagiert übersensibel

Eine hartnäckige Otitis ist häufig ein Zeichen einer Allergie. Mit diesem Wissen unterzog ich Bodo zunächst einer Gegensensibilisierung, einer homöopathischen Eigenblutbehandlung. Sein Zustand besserte sich, aber zufrieden war ich noch nicht. Solange der Hund Ohrenschmerzen hat, besteht Handlungsbedarf.

Ein Bluttest ergab dann, dass er nicht (oder nach der Eigenbluttherapie nicht mehr) auf Umweltallergene (Pollen, Hausstaub, Schimmelpilze etc) reagiert, sondern „nur“ auf Nahrungsmittel. Ich ließ dann detailliert analysieren, gegen welche Lebensmittel konkret sich seine Unverträglichkeit richtet:Bodo muss jetzt auf Huhn, Pute und Lamm verzichten. Da ich Allergiker kenne, die auf alles außer Krokodilfleisch reagieren, war ich über dieses Ergebnis einigermaßen erleichtert.

Die Nahrungsumstellung zeigte bei Bodo schon innerhalb weniger Tage eine deutliche Verbesserung. Nun gilt es zu verinnerlichen, dass es bei der Ernährung eines Futtermittelallergikers um 100 Prozent geht, und das auf Dauer. Schon ein kleines Leckerchen mit Hühnerfleisch löst die Beschwerden wie Juckreiz und  Ohrenentzündung wieder aus.