Gibt’s hier etwa Mobbing?

Mallorca atmet auf – endlich sommerliche Temperaturen. In der Villa Bunter Hund ist seit mehr als einer Woche keine Heizung mehr gelaufen, die Krokusse sind verblüht und die Rosenknospen brechen auf – und Murphy war beim Frisör. Was uns Zweibeinern wieder Grund zum Lachen gab. Nicht, weil er dann kurzhaarig war… Sondern weil Murphy nach dem Besuch beim Haarschneider derart schlechte Laune an den Tag legt, dass man sich einfach nur amüsieren kann.

Wird er gemobbt oder ist er nur gestresst? Murphy im neuen "Kleid" Das schwarze vorne rechts ist Naddel (auf der Flucht)

Ich hole ihn um 17 Uhr beim Frisör ab und verfrachte ihn auf den Rücksitz. Im hinteren Abteil des Rudelmobils sitzen Charly und Campino, vorne (neben Muddi 😉 ) hält Naddel hof. Plötzlich höre ich Murphy knurren – was sich bei ihm immer anhört wie ein Mittelding zwischen Alter-und-starker-Raucher-räuspert-sich-nachhaltig und Uuuuh-ist-mir-schlecht. Dabei haben die beiden Jungs nur mal über die Sitzlehne geguckt!

Zu Hause geht es so weiter. Kein Vierbeiner darf Murphy zu nahe treten – grrchrrchrrrchrrchrrrch. Er ist wirklich sch… drauf. Das dauert (wie immer) bis zum nächsten Morgen. Dann merkt man ihm an, dass er sich ohne Matte viel wohler fühlt.

Ich überlege jetzt natürlich – ist er genervt, weil er die Prozedur über sich ergehen lassen muss? Oder handelt es sich hier um fiesestes Mobbing? Wir Menschen sehen nur, dass die anderen Hunde ihn anschauen und/oder beschnuppern. Wissen wir denn, was die reden? Vielleicht veralbern die den armen Murphy: „Guck dir DEN an!!! Hast du schon mal sowas Albernes gesehen?“ Mal ehrlich jetzt (ich liebe diesen Spruch, der ja eigentlich aussagt, dass man sonst nicht ehrlich ist). Also, mal ganz ehrlich jetzt – als ich in den späten 80ern beim Frisör war und am nächsten Tag auf dem Bahnsteig hinter mir zwei Teenager kichern hörte: „Guck mal, die sieht aus wie ein Pudel“, und genau wußte, dass sie nur mich meinen können… da war mir auch zum knurr-kotzen.

Wundersame Wiederfindung

Luna ist zurück! Genau acht Wochen, nachdem wir sie das letzte Mal gesehen haben… Niemand hatte mehr damit gerechnet. Und was eigentlich passiert ist, wissen wir auch nicht.

Ihre Rückkehr begann vor drei Tagen mit einem Anruf.

Dienstag, 10.55 Uhr. Am Handy erzählt mir eine Spanierin etwas über einen Zettel und eine  Katze. Ich denke, ich höre nicht richtig, bitte sie, das zu wiederholen. Ganz langsam fragt sie: „Vermissen Sie eine Katze?“ Ich hatte also richtig verstanden. Sie erklärt mir, dass sie gerade beim Tierarzt war und dort unseren Aushang gesehen hat. Sie wohnt nur wenige Straßen von uns entfernt, hat mehrere Stubentiger, und vor vielleicht anderthalb Monaten hat sie eine ihr unbekannte schwarze Katze auf der Strasse gefunden und aufgenommen. Ob ich kommen möchte und schauen, ob es unsere ist. Allerdings geht das jetzt nicht, da sie zur Arbeit muss, und sie kommt auch erst spät heim, aber sie wird sich morgen früh melden.
Ich bin wirklich aufgeregt… Es gibt zwar viele schwarze Katzen im Ort, aber der Zeitraum passt und auch, dass die Dame in der Nähe wohnt. Sollte es sich wirklich um Luna handeln? Um Christian nicht vorzeitig in Spannung zu versetzen, erzähle ich ihm nichts.

Mittwoch, 11 Uhr.  Die unbekannte Dame hat noch nicht angerufen. Da ich später Termine habe, versuche ich, sie zu erreichen. Es meldet sich nur der Anrufbeantworter. Über den Tag versuche ich es noch mehrmals, hinterlasse eine Nachricht auf dem Band. Schließlich schreibe ich ein SMS. Keine Reaktion.

Donnerstag, 18 Uhr. Meine Freundin Kiki verspricht, von ihrem Handy aus bei der Katzendame anzurufen. Sie mutmaßt schon, dass es sich bei dem Anruf um einen schlechten Witz gehandelt haben könnte. Ich kann mir das nicht vorstellen. Die Dame wirkte sehr seriös. Inzwischen bin ich froh, Christian nicht über den Anruf informiert zu haben. Er würde vermutlich laut rufend und fluchend durch die Straßen rennen… Oder, wie er selbst sagt: „Ich hätte das Dorf umgegraben.“

Freitag (gestern), 11 Uhr. Kiki hat ebenfalls wiederholt nur den Anrufbeantworter erreicht. Eine Hoffnung habe ich noch. Ich fahre zum Tierarzt, wo die Frau den Aushang gesehen hat. Tatsächlich erinnert er sich daran, dass am Dienstag eine Kundin mit ihm über den Zettel sprach. Doch weder er noch seine Assistentin können Genaueres sagen. Er verspricht, mich anzurufen, wenn ihm noch einfallen sollte, wer die Dame ist. Wenn ich nur ihre Adresse hätte…

Miesekatze Luna ist zurück - und darüber mindestens so glücklich wie wir. Schade, dass sie nicht erzählen kann.

Freitag (gestern), 22 Uhr. Nachdem ich beim Billard von Christian mit drei zu zwei Partien geschlagen wurde, spazieren wir gemütlich nach Hause. „Komm, wir gehen mal die andere Strecke“, schlägt er vor. Nach wenigen hundert Metern sehen wir auf der Straßenseite gegenüber eine schwarze Katze. Spontan rufen wir beide: „Luna! Mietz Mietz…“ Und plötzlich hält Christian diese Katze auf dem Arm. „Ist sie das? Ist das Luna?“ Sie sieht genau so aus. Und kuschelt so, wie Luna es immer tat. Ihr spezielles Kopf-Profil ist das gleiche. Ich meine, das fast schwarze Fell und die wenigen weißen Haare an der Brust erkennen zu können, aber es ist nicht wirklich hell unter der Straßenlaterne. Sie lässt sich von Christian nach Hause tragen. Den entscheidenden Test machen unsere Hunde. Sie würde keine fremde Katze akzeptieren. Und sie erkennen Luna sofort.

Ihr Körbchen haben wir erst vor wenigen Tagen aus dem Wohnzimmer in die Garage verbannt. Aber von ihrem Lieblingsfutter ist immer noch eine halbe Tüte da. Luna frisst wie ein Scheunendrescher. Sie hat ein wenig abgenommen, sieht aber sonst sehr gesund aus.

Jetzt erzähle ich Christian von dem Anruf, meinen vergeblichen Versuchen, die Frau zu erreichen, meinem Besuch beim Tierarzt. Er kann es nicht fassen, ist überglücklich. Ruft sofort seine Tochter an, von der Luna stammt.

Ich kann nur mutmaßen: Hat sich der Tierarzt doch an die Kundin erinnert und sie angerufen? Ist ihr nach ihrem Anruf bei mir klar geworden, dass sie diese nette Katze wieder verlieren könnte, und hat sich deswegen nicht mehr gemeldet? Hat sie schließlich die Tür geöffnet und Luna selbst entscheiden lassen? Eins ist klar – Luna war ganz sicher in den vergangenen Wochen eingesperrt, sonst wäre sie nach Hause gelaufen. Auch dass sie abgenommen hat, erklärt sich damit. Eine eingesperrte Luna ist unglücklich, der schmeckt kein Futter.

Was auch immer war, sie ist zurück. Ich schreibe ein SMS an die unbekannte Katzendame: „Unsere Katze Luna ist jetzt wieder zu Hause. Sie ist gesund und glücklich. Danke.“

Heute. Laut schnurrend sprang Luna um 5.30 Uhr aufs Bett, um mit Christian zu kuscheln. Seitdem albert sie hier im Haus herum, frisst, spielt, probiert ihre ganzen Lieblingsplätze aus. Unsere Miesekatze.