Vorsicht – Grannen! (Teil 1)

Gefahr durch Grannen beim Spaziergang durch die Natur
Nach dem Spaziergang durch die Natur sollte man langhaarige Hunde nach Grannen absuchen

Aufgrund des trockenen Winters beginnt eine bei Hundehaltern gefürchtete Saison heuer deutlich früher: Die Gräser sind am abtrocknen und man muss wieder mit Belästigungen und Verletzungen durch Grannen rechnen. Was ist das?

Dackel Felix hält den Kopf schief und zeigt eine extrem angespannte Körperhaltung. Als ich ihn unterm rechten Ohr anfasse, jault er laut auf. Alles klar – mal wieder ist eine Granne in seinen Gehörgang unter den langhaarigen Schlappohren gewandert. Und leider schon zu tief, als dass ich sie noch sehen, geschweige denn zu fassen kriegen könnte. Das ist schmerzhaft und entwickelt sich zu einer gefährlichen Entzündung, wenn die Grasähre nicht umgehend vom Tierarzt entfernt wird.

Einige Jahre später: Murphy nervt mich, seit wir vom Spaziergang nach Hause kommen. Wie besessen schleckt er sich die linke Vorderpfote. Das ist deutlich –  ich schnappe mir den Hund und inspiziere eingehend seine Zehenzwischenräume. Bingo – eine Grasgranne ist dabei, sich durch die Haut in die Pfote zu arbeiten. Zum Glück ist sie noch nicht tief drin, mit einer Pinzette ziehe ich sie heraus. Da Murphy anschließend kein Bedürfnis mehr zeigt, sich die Zehen zu säubern, haben wir noch mal Glück gehabt.

Grannen sind stachelige Grassamen mit Widerhaken. Sie sehen aus wie Getreideähren und können extrem spitz sein. Beim Spaziergang durch die mallorquinische Frühsommer-Landschaft hängen sich die kleinen widerborstigen Pflanzenteile jetzt häufig an das Hundefell. Aufgrund ihrer pfeilförmigen Beschaffenheit können sie sich in und unter die Haut bohren. Mit ihren Widerhaken wandern sie tiefer und tiefer, besonders, wenn der Hund sich an der betroffenen Stelle beleckt.

Grannen können bei Hunden üVerletzungen und Entzündungen verursachen
Solange sie grün sind, besteht keine Gefahr. Erst die abgetrockneten Gras-Ähren können zu Verletzungen und Entzündungen führen

In der Folge bildet sich eine lokale Schwellung, denn der Körper versucht mit einer lokalen Entzündung den Fremdkörper zu resorbieren. Wenn das nicht klappt, bildet sich eine Eiterkapsel, ein Abszess. Dieser öffnet sich nach Reifung und mit dem Eiter wird die Granne heraus getrieben. Diese Prozedur dauert natürlich 2 bis 3 Wochen.

Rund 6 bis 8 Wochen lang müssen Sie jetzt auf Mallorca mit diesen Grannen rechnen (in Deutschland steigt die Gefahr zum Spätsommer hin). Die Gräser schießen in die Höhe und trocken ab, dann sitzen die langen, rauen Ähren nur noch locker und bleiben umso leichter am Fell hängen. In dieser Phase sollten Sie Ihren Hund nach Spaziergängen durch die Natur sorgfältig absuchen. Schauen Sie in die Haare um die Ohren und in die Ohrmuschel. Inspizieren Sie die Pfoten, besonders den Bereich oben zwischen den Zehen, wo die weiche Haut ist („Schwimmhäute“). Achten Sie auf die Augen. Auch am Körper sollten Sie alle Grannen entfernen, wenn Sie welche sehen. Je länger das Fell, desto größer die Gefahr. Meine langhaarigen Hunde tragen deswegen jetzt bereits den mega-kurzen Sommerhaarschnitt. Wer seinen Liebling nicht komplett scheren möchte, sollte mit der Schere die Haare im Zwischenzehenbereich und unter den Ohren kurz halten.

Im zweiten Teil erläutere ich die häufigsten betroffenen Lokalisationen, die typischen Symptome und was zu tun ist.