Welpen vom Fließband

Als ich in den Wochen vor Weihnachten auf der Suche nach Buddy’s neuer „Mama“ war (denn die wartete schon, sie wusste nur noch nicht, dass sie genau auf IHN wartete), durchstöberte ich auch ungezählte Kleinanzeigen im Internet, Rubrik „Hundegesuche“. Was mir auffiel: Fast die Hälfte aller Interessenten schränkte ihre Suche ein auf die Rassen Mops oder Französische Mini-Bulldogge.

Die ersten Tage von Welpen in tierquälerischen Vermehrungsanstalten. Hinter Angeboten von scheinbar seriösen Hundezüchtern kann diese Realität stehen. Prüfen Sie die Herkunft, bevor Sie einen jungen Hund kaufen (Foto: Gabor & Dori Izsak)

Warum mich das erschreckt? Weil diese Rassen von einer Randerscheinung binnen weniger als zehn Jahren zu einem absoluten „Must Have“ geworden sind. Wer was auf sich hält, trägt Mops… Und das ist vor allem für den Hund nicht witzig. Zum einen müssen selbst seriöse Zuchtvereine der Nachfrage entgegenkommen. In der Vergangenheit führte das bei Mode-Hunden dazu, dass auch mit Elterntieren vermehrt wurde, die unter normalen Umständen von der Zucht hätten ausgeschlossen werden müssen, weil sie als Überträger von Erbkrankheiten identifiziert wurden. Leider sind die meisten Rassezuchtvereine bei diesem Thema viel zu nachlässig.

Noch schlimmer aber ist, dass der illegale Welpenhandel explodiert, weil mit der großen Beliebtheit von Mops, Mini-Bulldogge, Chihuahua und Co richtig Schotter zu machen ist. Das beginnt in regelrechten Gebäranstalten, einer regelrechten Fließband-Produktion, meist in Ost-Europa, und  endet beim deutschen Zwischenhändler, der unter fadenscheinigen Begründungen einen reinrassigen jungen Hund zum Sonderpreis abgibt. Über die Hintergründe dieses tierquälerischen Schwarzhandels berichtete gestern (Samstag, 5.1.) VOX in der aktuellen Ausgabe von hundkatzemaus.  Die Sendung kann weiterhin im Internet gesehen werden, eine Woche lang sogar kostenlos (hier klicken).

Wer auch immer überlegt, sich einen Welpen einer der beliebten Rassen zu kaufen, soll sich bitte vorher diese Sendung anschauen. Auch pfotenpower.com hat schon früher vor brutalen Welpenanbietern gewarnt: Hier finden Sie die Gründe.

Wir erleben es täglich in der Tierklinik, dass Rassewelpen aus dubioser Herkunft von ihren Besitzern schon nach wenigen Tagen in medizinische Behandlung gegeben werden müssen. Das beim Kauf eingesparte Geld ist da schnell wieder ausgegeben, häufig gar deutlich  mehr. Viel wichtiger: Für die kleinen Tiere und ihre Mütter bedeutet Leben einfach nur Qual.

Und glauben Sie nicht, Sie retten ein Leben, wenn Sie auf einem Parkplatz einen Welpen aus dem Kofferraum kaufen. Im Gegenteil – Sie machen Platz für neue Welpen, Sie sichern die Produktion, Sie finanzieren Tierquälerei und sorgen dafür, dass sich diese lohnt.

Gehen Sie lieber ins Tierheim und retten Sie wirklich ein Leben.

…dann hört das nie auf

Immer wieder liest man über dubiose Hundehändler, die Welpen von derzeit beliebten Rassen quasi aus dem Kofferaum verkaufen. Wo kommen diese Welpen her? Das Wort Massenvermehrer ist nicht neu, aber wie sieht sowas aus? Tierschützer aus Ungarn waren bei einer Beschlagnahmung dabei und haben aussagekräftige Fotos ins Netz gestellt.

Fotos: Gabor & Dori izsak

Sollt mal wieder jemand aus Ihrem Bekanntenkreis planen, sich „einen Welpen zu holen“ – zeigen Sie ihm diese Fotos. Sollte jemand in der Zeitung nach einem „Züchter“ suchen, aber ohne jegliche Ahnung, worauf zu achten ist, zeigen Sie ihm ebenfalls diese Fotos und geben ihm diese Tipps zu lesen.  Erzählen Sie diesen Tierfreunden ruhig zusätzlich, dass Welpen von solchen Vermehrern viel zu jung den Müttern entnommen werden, dass sie bis dahin weder ein funktionierendes Immunsystem haben, aus Kostengründen (und auch aufgrund des Alters) mit Sicherheit nicht geimpft und vermutlich nie entwurmt wurden, dass sie bei einer derartigen Massentierhaltung in der wichtigen Prägephase kein soziales Verhalten entwickeln können – dass jedes Hundekind aus einer derartigen Gebäranstalt ein Problemhund wird.  Erzählen Sie auch ruhig, dass in einer solchen Anlage 20 % der Welpen von vornherein nicht überleben. Macht aber nix, solange es Idioten gibt, die für die anderen armen Würmchen noch Geld bezahlen.

 

Und wenn dann noch einer anmerkt, dass man die Welpen aus Mitleid kaufen sollte – fällt mir nur noch die Ohrfeige ein.

Als ich vor 10 Jahren nach Spanien zog, gab es hier noch in jedem größeren Supermarkt Welpen zu kaufen. Sie saßen in  Glaskästen und waren sooo niedlich. Eines Tages sah ich zwei Dackelwelpen. Ich werde bei Dackeln fast immer schwach. Ich bin stark geblieben. Ich habe mir gesagt: Wenn ich diese zwei kaufe, ist Platz für die nächsten zwei. Dann hört das nie auf. Ich habe über Wochen beobachtet, wie die Kleinen wuchsen und wuchsen, immer weniger niedlich waren, immer weniger Platz in ihrem Perrarium (Perro = Hund) hatten… ich weiß nicht, was aus den beiden geworden ist.

Heute gibt es in Spanien in fast keinem Laden mehr Glaskästen mit Hundewelpen.