Ankunft in LA

Ein Uhr elf. Ich liege im Bett und bin wach, und zwar richtig wach. Schaue ich auf mein Kindle, zeigt es natürlich eine nachmittägliche Zeit. Klar, ich bin irgendwann vorhin in Los Angeles angekommen und habe zwar auf der langen Reise kaum geschlafen, aber die innere Uhr meldet kein Ruhebedürfnis. Die nächsten fünf Stunden werde ich also lesen, mich umdrehen, dösen, lesen, dösen, mich drehen…

Der Flug war zwar lang, aber soweit unspektakulär, wenn man davon absieht, dass wir Heathrow erst eine Stunde später verlassen konnten, weil dort irgend ein System ausgefallen war. In LA dann erstmal den richtigen Shuttle suchen zur Union Station – ja, wir haben beschlossen, mit den Öffis in die Stadt zu fahren. Leider ist es draußen schon dunkel, aber wenigstens ein bisschen Skyline ist zu sehen.

Und dann der Umstieg in die Metro. Ich sage es nicht gerne, aber es war, als würden wir mit dem Weg die Treppen hinunter zum Bahngleis quasi parallel die Gesellschaftsschichten ändern (obwohl wir diesen Ausdruck eigentlich nicht mehr verwenden möchten). Während wir die elf Stationen bis Hollywood/Highland ausharren, scheint meine Nichte Neele auf ihrem Sitz  immer kleiner zu werden. Und auch versuche mich sehr unauffällig zu verhalten, niemandem zu lange in die Augen zu schauen. Die Bahn ist nicht sehr voll, aber der Anteil der Menschen mit offensichtlich psychischen oder Drogen-Problemen ist exorbitant hoch.

Und nach dem Aussteig? Stehen wir plötzlich vor dem Dolby Theatre, direkt vor dem roten Teppich für die Oscar-Verleihung, die in einer Woche ansteht. Wenige Schritte weiter folgen wir dem Walk of fame mit den Sternen diverser Filmgrößen und anderer Berühmtheiten. Annette Bening, Michael Jackson, Sharon Stone… Wow. Wir sind in Hollywood.

Im Hostel angekommen gibt es nur noch eine Tüte Chips und eine Tasse Tee, bevor wir beschließen, dass man um 21.30 Uhr ruhig mal das Licht löschen kann. Und jetzt ist es 1.11 Uhr. Und während ich mich drehe und versuche, den Schlaf anzulocken, denke ich, wie priveligiert wir doch sind, eine solche Reise unternehmen zu dürfen und unser Leben ohne Drogen genießen zu können. Und freue mich irrsinnig darauf, in den nächsten Tagen Golden California zu entdecken – und wieder zu entdecken.

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