Die Farben im Tal des Todes

Die Wüste blüht. Schon auf dem Weg zum Death Valley sehen wir, dass der jetzt endende, regenreiche Winter der Vegetation gut getan hat. Aber nicht nur die Blumen zeigen sich farbenfroh. Obwohl jetzt, am Vormittag, noch dicke Wolken zwischen uns und der Sonne stehen, sind wir erstaunt, in wie vielen verschiedenen Tönen von gelb, rot und braun sich Felswände zeigen können. Später kommt sogar noch grün dazu.

Doch vorher halten wir an den Mesquite Flat Sanddünen, bis zu 30 Meter hoch, die mich irgendwie an Sylt erinnern. Sie machen nur einen kleinen Teil der Death Valley Wüste aus. Wie die meisten Parkbesucher machen wir einen kurzen Spaziergang durch den Sand, dann geht es Richtung Badwater. Auf dem Weg dorthin besuchen wir das Borax Museum, wo Ende des 19. Jahrhunderts für wenige Jahre Borax abgebaut wurde. Unvorstellbar für mich ist, dass Gespanne von rund 20 Mulis das Mineral durch die Wüste bis in die Zivilisation zogen. Eine Entfernung von 165 Meilen (265 Kilometer) mit 33 Tonnen Last, davon über vier Tonnen Wasser für die Versorgung von Mensch und Tieren.

Und dann sehen wir plötzlich Wasser,  mitten in der Wüste. Ist es Realität, oder ist es eine Fata Morgana? Wir sind uns nicht sicher, bis wir direkt am Badwater Basin anhalten können, 85,5 Meter unter dem Meeresspiegel. Hier steht tatsächlich Wasser, und eine ortskundige Amerikanerin erklärt uns, dass dieses Phänomen sehr selten vorkommt. Normalerweise ist die Fläche ausgetrocknet und rissig.

Wir ziehen die Schuhe aus und waten durch die riesige, sehr salzige Pfütze. Es ist ein wenig wie Wattwandern, aber bald spüre ich die harten Salzkristalle doch mehr, als mir lieb ist. Inzwischen haben sich die Wolken, im Death Valley ebenfalls ein seltenes Vorkommnis, verzogen und im Sonnenlicht bietet sich ein wunderschönes Bild. Der riesige blauweiße See, umschlossen von vielfarbigen Gebirgen, auf denen teilweise noch Schnee liegt. Zurück gönnen wir uns noch den Artist Drive, der uns an Felswänden vorbeiführt, die aussehen, als hätte die Evolution hier „Malen nach Zahlen“ erfunden. Der schönste Aussichtspunkt nennt sich denn auch die „Palette des Künstlers“. Faszinierend, dass eine eigentlich so tote Gegend so schön sein kann. Und wieder sind wir froh, im März unterwegs zu sein. Im Sommer kann man den Heißesten Flecken der Erde sicherlich nicht so genießen.

Die weitere Fahrt durch Nevada dauert dann noch knapp drei Stunden, überwiegend über schnurgerade Straßen, vor uns eine Landschaft mit einem Himmel wie ein Gemälde. Wir sind gespannt auf den Kulturschock, der uns im Zockerparadies Las Vegas erwarten dürfte.

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