21 Uhr auf dem Las Vegas Strip. Die Menschen schieben sich dicht an dicht den Bürgersteig entlang. Immer wieder halten uns verkleidete Animateure auf, um Werbung für Shows loszuwerden. Überall herrscht infernalischer Lärm. Aus vorbeifahrenden Autos tönt donnernder Hip Hop, aus Lautsprechern vor den Hotels andere, vor allem laute Musik, dazwischen heulen die Sirenen von Rettungswagen.
Wir haben uns nach der abendlichen Ankunft im Hotel noch für ein Stündchen nach draußen gewagt und ja, der Kontrast zwischen dem Death Valley, wo wir gerade herkamen, und dieser völlig verrückten Stadt Las Vegas könnte nicht größer sein.
Am nächsten Vormittag zeigt sich die Gegend etwas ruhiger und wir gehen auf Erkundungstour. Die Sehenswürdigkeiten in Vegas, wie die Amerikaner schlicht sagen, sind die Hotels, und zwar die am Strip. Zwar nimmt die größte Stadt Nevadas eine Fläche von rund 340 Quadratkilometern ein, aber wer nach Vegas reist, will nur zum Strip, zu einem kleinen Abschnitt des Las Vegas Boulevards. Hier liegen sie alle, die berühmten und weniger berühmten Hotels. Das Luxor, in Form einer Pyramide gebaut und mit nachgebauten ägyptischen Figuren verziert, etwa einer riesigen Sphinx. Das New York New York – die Architektur der Skyline New Yorks nachempfunden, und um den ganzen Gebäudekomplex rast in über 50 Metern Höhe eine Achterbahn. Das Paris Las Vegas, das vom Nachbau des Eifelturms überragt wird, innen bewegt man sich in einer Art französischer Kleinstadt. Das Caesars, das glatt eine Rom-Reise ersparen kann, sogar den Trevi-Brunnen finden wir hier, die Michelangelo Statue und viele Details mehr.
Und schließlich das Bellagio, bekannt aus Filmen wie Ocean’s 11, mit seinem imposanten Wasserballet. Alle 15 Minuten spucken Springbrunnen zum Takt von wechselnden Hits Wasser in die Höhe, ein hübsches Bild. Das Innere des Hotels ist, verglichen mit den vielen anderen Prunkbauten am Strip, schon fast geschmackvoll eingerichtet. Aber auch ein Bellagio will sich absetzen und setzt dabei auf Natur. Der Botanische Garten gleich hinter der Lobby, man muss nicht einmal das Kasino passieren, wurde offensichtlich detailliert geplant und schließlich perfekt umgesetzt. So perfekt, dass sogar dieses kleine Stück Natur in der so künstlich anmutenden Stadt Las Vegas irgendwie unnatürlich wirkt.
Wir haben uns noch einige andere Hotels angeschaut, das macht man so hier, am Strip, als Tourist. Wir haben eine Weile eine Party zum St. Patrick’s Tag beobachtet, wo die Iren mit viel dunklem oder grün gefärbtem Bier und lauter Musik ihren Schutzheiligen feiern. Das eigentliche Highlight kommt abends – mein Geburtstagsgeschenk (aus dem November), ein Besuch des Sphere.
Erst im September letzten Jahres eröffnete das Spektakel in der Kugel. Schon von außen ist die Sphere überaus imposant mit ihren 57,6 Mio. LEDs, die 1,2 Mio. Bildpunkte ergeben und damit die größte LED-Wand der Welt bilden, wo ständig wechselnde Grafiken erscheinen. (Mehr dazu bei wikipedia)
Wer eine Show bucht, hat vorher Gelegenheit, einen Blick in die Zukunft zu werfen. Humanoide Roboter beantworten Fragen zum Sphere, man kann sich scannen lassen und bekommt ein KI-Video mit sich selbst, neueste Klangtechnik wird vorgestellt. Und dann kommt der Film, „Postcard from Earth“. Gänsehautmomente! Zunächst sieht man einen – zugegeben – riesigen Bildschirm vor sich. Aber bald wird die komplette Rundwand des Saals als Leinwand genutzt, um Bilder jeglicher Art zu projizieren. Und das in einer unglaublichen Qualität. Dazu der Sound aus 165.000 Lautsprechern, Wind, Düfte und Erschütterungen. Wenn also ein Elefant vorbeiläuft, spürt man nicht nur jeden seiner Schritte, sondern auch den Luftzug. Es ist ein unglaubliches Erlebnis, und allein das ist eine Reise nach Las Vegas wert.
Zum „Runterkommen“ genehmigen wir uns anschließend noch eine Fahrt mit dem höchsten Riesenrad der Welt und sehen Vegas von oben. Klar, die 45 Dollar dafür hätte man auch im Casino verzocken können. Das aber haben wir uns erspart.