Laos 2- Besuch im Elephant Village

„Pie Pie!“ – Gesprochen „Pai Pai“, heißt das „vorwärts“ auf elefantisch. Aber bevor ich der geduldigen Elefantendame Mae Uak das Kommando geben kann, muss ich erstmal rauf kommen. Mit dem rechten Fuß auf ihr Vorderbein, und sich dann hochziehen – alles eine Frage der Technik. Die ich persönlich noch entwickeln muss, falls ich öfter auf einem Elefanten reiten möchte.

elefant-reiten
Ein Versuch war es wert, aber das Reiten von Elefanten wird nicht zu meinem Hobby werden

Zwei Stunden später, nach einem kurzen Mahout-Training und einem längeren Spazierritt, ist mir klar, dass ich Elefantenreiten gar nicht so klasse finde. Es ist vor allem langsam und schaukelig. Und nicht wirklich bequem. Manche Erfahrung muss man eben selber machen, um hinterher zu sagen, dass der erste Versuch auch der letzte sein wird. Wobei ich nicht meine, dass man grundsätzlich das Reiten von Arbeitselefanten in Südostasien verbieten oder sein lassen sollte. Es kommt auf die Haltung der Tiere an und auf den Hintergrund des Anbieters.

Ich wollte den Asiatischen Elefanten erleben und habe mich fürs Elephant-Village nahe

Ich schaue genau hin: Wo läßt Dickhäuter-Bengel Maxi bloß die ganzen leckeren Früchte?
Ich schaue genau hin: Wo läßt Dickhäuter-Bengel Maxi bloß die ganzen leckeren Früchte?

Luang Prabang entschieden. Inklusive der beiden Babies Maxi (der einzige Elefantenbulle im Camp) und Mae Kamphet leben hier 15 der beeindruckenden Tiere. Sie alle brauchen Futter (150 bis 200 Kilo frisst ein erwachsener Dickhäuter täglich) und Wasser, und natürlich Platz und Pflege. Insgesamt bietet das Elephant-Village 75 Menschen einen Arbeitsplatz, von den Elefantenführern, den Mahouts, und einem Tierarzt über die Servicekräfte für das Resort bis hin zu den Fahrern und Tour Guides. Alle kümmern sich um das Wohlergehen der Elefanten und das der Touristen, die ihretwegen kommen und das Camp finanzieren.

Klar, wild lebende Elefanten wären deutlich besser. Aber davon gibt es je nach Quelle nur noch 500 bis 800 in Laos, das früher das „Land der eine Million Elefanten“ genannt wurde. Der Lebensraum der Dickhäuter schrumpft weiter durch Abholzung und die sich ausbreitende Landwirtschaft. Auch die Zahl der Arbeitselefanten geht stetig zurück. Im Wald werden sie soweit möglich durch Maschinen ersetzt. Einige finden dann ein neues Einsatzgebiet im Tourismus, doch viele werden geschlachtet, sobald sie nicht mehr von Nutzen sind. Das Elephant Village engagiert sich daher auch für ein Altersheim für ausgediente Arbeitselefanten.

Das Baden nach Feierabend macht Elefanten wie Besuchern gleichermaßen Spaß
Das Baden nach Feierabend macht Elefanten wie Besuchern gleichermaßen Spaß

Der Einsatz im Tourismus ist nicht immer eine glückliche Lösung für die grauen Riesen. Es gibt gute und schlechte Beispiele. Unsere Dickhäuter hier führen für Arbeitselefanten ein gutes Leben. Zwischen zwei Ritten dürfen sie immer im Schatten pausieren und einige Kilo Grünes vernaschen. Und trotz Hochsaison werden sie schon vor 15 Uhr von uns hinunter zum Fluss gebracht und gewaschen, was uns Gästen nicht weniger Spaß bringt, als den grauen Riesen. Danach haben sie Feierabend.

Wir, die wir das Zwei-Tage-Paket gebucht haben, erfrischen uns dann noch einmal im nahe gelegenen Wasserfall Tat Se und dann noch einmal im Pool des Resorts. Auf dem kurzen Fußweg von unserer Lodge zum Abendessen – leckere laotische Spezialitäten – sehe ich Elefantenkind Maxi am gegenüberliegenden Flussufer spazieren. Allerdings ist sein Radius durch eine lange Kette begrenzt. Sonst würde er in die Gärten und Felder der anliegenden Bauern einfallen und deren Ernte zertreten und fressen, das gäbe Ärger. Und vielleicht sogar Bauchweh.

Die Nacht verbringen wir in einer komfortablen, ruhigen Lodge. Schon kurz nach Sonnenaufgang holen wir die Dickhäuter von ihrem nächtlichen Dschungelcamp. Um sich zu wärmen und vor stechenden Insekten zu schützen, haben sie sich über Nacht mit Sand und Zweigen „bedeckt“. Erst nach einem reinigenden Bad im Nam Khan River, über dem noch der Frühnebel liegt, trotten sie gemütlich zu ihrem Arbeitsplatz, wo schon große Haufen Mais- und Bambusblätter auf sie warten. Wir selbst reisen nach unserem Frühstück ab, nicht ohne zuvor Elefantenkuh Mae Uak noch einmal liebevoll die Stirn zu kraulen, was sie mit geschlossenen Augen genießt. Mit Khoop tschai und La koon – Danke und Tschüß – verabschieden wir uns von ihr und ihren Kolleginnen.

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Elefanten im Nebel: Kurz nach Sonnenaufgang geht es zum Frühstück und Arbeitseinsatz

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