Die diebische Elster

July nannten wir sie, als wir sie am 1. August 2008 aus dem Tierheim Son Reus in Palma de Mallorca holten. Sie war schwer erkrankt durch eine Infektion, und was noch schlimmer war – sie wollte nicht mehr leben. Jedenfalls nicht in diesem Zwinger, in diesem Tierheim. Mit 40 Grad Fieber und starken Schmerzen im Brustraum (Bronchitis) kam sie zu uns nach Hause. Und am nächsten Morgen? Latschte sie hüstelnd mit einem Spielzeug im Maul durch den Garten und hatte wieder Lust aufs Leben. Ja, und sie hatte ihre erste Beute gemacht 😉

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Beute machen ist auch heute noch ihr größtes Hobby, glaubt man ihrer neuen Familie bei Hamburg. Nach 4 Monaten zog sie dorthin um, nachdem sie sich zu einem wundervollen Energiebündel entwickelt hatte, das zwar stahl wie eine Elster, aber ansonsten super lieb und intelligent war. Wir hatten viel Freude mit ihr!

Übrigens verbrachte die junge Border Collie Hündin offensichtlich ihr erstes Lebensjahr ausschließlich an der Kette. Eine üblere Haltung kann man sich für so ein agiles, arbeitswütiges Tier nicht vorstellen! Die Haut an ihrem Hals war durch ein altes, hartes Lederhalsband aufgescheuert und July kannte offensichtlich nichts, alles was wir ihr anboten, war neu für sie. Aber es war super schön, wie schnell sie Neues aufnahm und lernte und mit ganz viel Liebe und Dankbarkeit belohnte.

Bolle stellt sich vor

Richtiger Name ist „Soller“, also Sojer gesprochen. Geht ja gar nicht… Also Bolle. …aber dennoch hat sich Bolle ganz köstlich amüsiert?

Die ersten Tage - Bolle versteckt sich...
Die ersten Tage - Bolle versteckt sich...

Bisher eher nicht, fürchte ich. Bolle gibt der Beschreibung „ängstlicher Hund“ eine ganz neue Qualität. Und das, obwohl er in den 10 Tagen bei uns schon Riesenfortschritte gemacht hat! Anfassen läßt er sich nur, wenn er in die Ecke gedrängt ist, und dabei duckt er sich, als würde er ausschließlich Prügel erwarten. Man kann ihn hochnehmen und er hält still, ist aber ziemlich verspannt. An der Leine geht gar nix – er setzt oder legt sich und verweigert sich total. Dazu ist er natürlich extrem schreckhaft… Zum Glück findet er Murphy gut und Naddel auch einigermassen, an denen orientiert er sich und taut Tag für Tag mehr auf. Ich berichte weiter.

Seine Herkunft: Im Alter von ca 5 Monaten wurde er mit zwei Brüdern in einem Pappkarton am Müll gefunden. Auch seine Brüder waren sehr ängstlich, konnten aber inwzischen vermittelt werden. Bolle ist jetzt 1,5 Jahre, war einmal erfolglos an eine Familie vermittelt, und lebte sonst nur im Tierheim.  Die Mädels dort (Centro Canino in Es Pillari) sind echt lieb, haben aber natürlich viel zu wenig Zeit. Und so hat Bolle bisher ganz offensichtlich nie die Erfahrung machen dürfen, Vertrauen zu fassen und NICHT enttäuscht zu werden.

Das Körbchen im Wohnzimmer gefällt ihm gut und er gewöhnt sich an unsere Gesellschaft
Das Körbchen im Wohnzimmer gefällt ihm gut und er gewöhnt sich an unsere Gesellschaft

Das wollen wir jetzt ändern und hoffentlich auch seine neue Familie, die sich bitte bei uns zwecks Adoption melden möge!

Knochen sind kein Hundefutter

Die Spare Rips hatten fantastisch geschmeckt. Zufrieden lehnten sich alle am Tisch zurück. „Da werden sich die Hunde aber freuen“, bemerkte ein Bekannter, Besitzer zweier größerer Mischlingshunde. Ich horchte auf: „Du willst denen doch nicht die Knochen geben?“ – „Natürlich, Hunde lieben doch Knochen!“ So sehr ich auch versuchte, ihn davon zu überzeugen, dass  es eine sehr schlechte Idee ist, seinem Hund ein halbes Kilo Schweine-Rippen-Knochen zu geben, er blieb stur.

Warum ich ihm abriet? Knochen sind kein Hundefutter. Je nach Sorte sind sie überflüssig bis lebensgefährlich, und das sollte jeder Hundehalter beherzigen.

Schweineknochen sind genau wie Geflügelknochen von Bello meist leicht zu zerbeissen. Problem: Sie splittern, und die Knochensplitter sind so scharf kantig oder spitz, dass sie gefährliche innere Verletzungen verursachen können Deswegen gehören sie nicht in den Fressnapf, sondern in den Mülleimer. Allenfalls die Knorpel von den Knochenenden sind lecker und gesund für den Hund.

Nicht alle Knochen eignen sich als Nahrung oder Snack für den Hund. Foto: uschi dreiucker / pixelio.de

Häufigeres Problem bei der Verfütterung von Schweineknochen ist, dass diese durch das Garen so weich sind, dass der Hund sie quasi zermalmt. Problematisch wird die Knochenpampe im Dickdarm. Hier wird von den unverdaulichen Essensbestandteilen das Wasser resorbiert, übrig bleibt dann im Idealfall der mehr oder weniger feste Kot. Die Schweineknochenreste aber setzen sich hier bei vielen Hunden durch den Feuchtigkeitsentzug wieder so fest zusammen, dass sie zu einer steinharten Masse werden. Folge: die so genannte Knochenkoprostase, eine äußerst unangenehme und hartnäckige Verstopfung. Beim besten Willen kann der Hund sich nicht mehr entleeren. Braucht er „nur“ einen Einlauf, hat man noch Glück gehabt, im Extremfall muss der Vierbeiner operiert werden.

Andere Hunde dagegen reagieren mit heftigster Diarrhoe auf den Verzehr von Schweineknochen. Eine weitere Gefahr ist, dass Knochen dem Hund im wahrsten Sinne des Wortes im Hals stecken bleiben können, auch Operationen aus diesem Grund sind in Tierkliniken nicht selten. Absolut tabu schließlich ist das Verfüttern von rohem Schweinefleisch, ob mit Knochen oder ohne. Das Schwein kann Träger eines Virus sein (Aujetzky-Krankheit), das für den Menschen ungefährlich ist, den Hund aber umbringen kann.

Und Rinderknochen? Die großen leckeren Markknochen etwa? Das sind die einzigen, die man seinem Hund geben kann, sie sollten so groß sein, dass sie keinesfalls verschluckt werden. machen Sie sich aber bewusst, dass Knochenmark im Wesentlichen aus Fett besteht. Für einen Hund, der sowieso schon das eine oder andere Pfund zu viel auf den Rippen hat, ist dies bestimmt nicht die optimale Diät.

Um Bellos Kauwerkzeugen trotzdem Arbeit zu geben und seine Zahnpflege zu erleichtern, sollte man ihm daher im Handel erhältliche Kauknochen aus Büffelhaut oder Zahnputz-Kaustangen geben. Immer dran denken: Der Hund stirbt nicht, wenn er keinen Knochen bekommt. Er könnte sterben, wenn er einen bekommt.

Genau diese Argumente hörte sich auch mein Bekannter geduldig an, bevor er sich mit seiner Tüte Knochen auf den Weg nach Hause machte.

Gut zwei Monate später saßen wir in gleicher Besetzung im selben Restaurant und hatten wieder einmal eine anständige Portion Spare Rips verdrückt. Die Rechnung war bestellt. „Und“, fragte ich den Hundebesitzer, „Knochen einpacken lassen für den Hund?“

Die Antwort kam spontan: „Nie wieder! Der Gonzo hatte Durchfall ohne Ende, das ganze Haus musste ich putzen. Und T-Rex war zwei Tage lang fies verstopft.“ Zum Glück hatten die beiden noch recht jungen Hunde keine tierärztliche Unterstützung gebraucht, um sich zu kurieren. Und auch mein Bekannter ist kuriert.

Bitte beachten Sie die Hinweise zur Tierheilpraxis

Fundsache auf 4 Pfoten

Seit Tagen beobachtete Frau K. den kleinen Mischling, der sich in ihrem Dorf aufhielt. Er wirkte scheu und verstört und bewegte sich kaum von der abgelegenen Kreuzung weg. Frau K. war sich sicher, dass der Hund nicht in der Nähe wohnte. War er entlaufen, oder gar ausgesetzt? Schließlich lockte sie ihn mit Futter an…

So oder ähnlich kommen jährlich hunderte von Menschen „auf den Hund“. Doch was tun, wenn man plötzlich einen Vierbeiner im Haus hat, aber den dazu gehörenden Besitzer nicht kennt? Schließlich ist nicht jedes Tier einfach ausgesetzt. Deswegen sind zunächst alle Anstrengungen wichtig, den Eigentümer ausfindig zu machen.

Doch – halt – kümmern wir uns doch erstmal um das Tier selbst. Ist es verletzt? Humpelt es vielleicht oder hat sichtbare Verletzungen? Wirkt es geschwächt, unterernährt, ausgetrocknet? Nimmt der Findling Futter und – noch wichtiger – Wasser zu sich, ist das zunächst ein gutes Zeichen. Wer einen verunfallten Hund findet, der sich nicht bewegen kann, sollte das aber gar nicht erst versuchen, sondern ihn sofort zu einem Tierarzt bringen. Der wird feststellen, wie schwer die Verletzungen sind und die medizinische Behandlung leisten.

Ist der Vierbeiner aber augenscheinlich gut drauf, sollte man ihn ruhig zunächst mit Wasser und Futter versorgen. Um festzustellen, ob er entlaufen ist, kann man bei allen Tierärzten, aber auch beim Ayuntamiento und bei Polizeidienststellen den Chip lesen lassen. Dieser kleine Datenträger sitzt üblicherweise unter der Haut der linken Halsseite. Mit einem speziellen Lesegerät erfährt man die Code-Nummer, unter der bei der zentralen Erfassungsstelle die Besitzerdaten zu ermitteln sind. Ist kein Chip vorhanden, sollte man bei der Behörde und/oder beim Tierarzt die Meldung hinterlassen, dass das Tier aufgegriffen wurde. Viele Halter klappern bei Verlust Ihres Tieres zunächst die umliegenden Behörden und Tierarztpraxen ab. Auch Aushänge in der Umgebung können helfen, damit der Besitzer sein Tier wieder findet.

Doch was macht man mit dem Tier selbst? Hier auf Mallorca haben nur wenige Gemeinden eigene Tierheime. Die meisten Bezirke lassen aufgefundene Tiere direkt zum Tierheim Son Reus in Palma bringen. Hier wird das Tier mindestens 3 Wochen gehalten, damit ein Besitzer es zurückholen kann, oder ein neuer Interessent es adoptieren kann. Nach Ablauf dieser 3 Wochen kann das Tier getötet werden.

Neben den öffentlichen Tierheimen gibt es von diversen privaten Tierschutzvereinen Pflegestellen und kleine Heime. Adressen finden Sie hier in der MZ. Diese Vereine lassen grundsätzlich keine Tiere einschläfern, sondern vermitteln sie oder – wenn sich keine neuen Besitzer finden – behalten sie.

Zum Glück erlebe ich in der täglichen Praxis sehr häufig, dass tierliebe Menschen die von ihnen aufgefundenen Hunde oder Katzen behalten. Von meinen beiden Hunden ist ebenfalls einer (Murphy) mir zu- bzw. nachgelaufen, hat also mich ausgewählt bzw. adoptiert. Zu dem Zeitpunkt war bei uns gar kein Zweithund geplant, aber was sollten wir machen? Diesen Hund wollte keiner zurück. Und die beiden Pfiffikusse spielten gleich so fröhlich miteinander… Heute ist unser Alltag ohne diese haarige Fundsache undenkbar. Und niemand kann sich ein dankbareres und lebenslustigeres Tier vorstellen.

Natürlich kann nicht jeder ein aufgefundenes Tier auf Dauer behalten. Wenn aber die Möglichkeit besteht, es zumindest für einige Tage oder Wochen zu beherbergen: Die Chancen, auf eigene Faust – per Zeitungsannoncen, Internet und Mund-zu-Mund-Propaganda – neue „Eltern“ zu finden, sind gar nicht so schlecht. Und wenn man weiß, dass das Fundstück ein gutes Zuhause bekommt, fällt die Trennung nicht sooo schwer. Und man hat ein gutes Werk getan, vielleicht sogar ein Hunde- oder Katzenleben gerettet.

Naddel stellt sich vor

Da ist sie – unsere Oberzicke, unser Püppchen,der Chef von’s Ganze. Spitzname u.a. Schnaddelnaddel oder Naddeline. Seit September 2006 ist sie bei uns, geholt haben wir sie im Tierheim Pollenca, da war sie 2 bis 3 Jahre alt. Naddel lebt eigentlich ganz entspannt im Hier und Jetzt, ausser wenn sie friert (grundsätzlich unter 22 Grad) oder Angst hat (Gewitter, Böller, Jäger, Sturm). Dann muss sie sofort auf Muddis Schoß…

p1060862 Aber sonst ist sie diejenige, welche den Laden und vor allem die 4beiner im Griff hat. Ohne Kompromisse! Dabei gibt sie durch ihre Chefallüren unseren Neuzugängen immer die Sicherheit einen funktionierenden Rudels. Immer wieder faszinierend, wieviel Persönlichkeit in 8 Kilo Hund passen!

Murphy stellt sich vor

Wie er zu uns kam, ist eine andere Geschichte. Auf jeden Fall kann man sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Auch, wenn er gelegentlich vom Sozialarbeiter zum Pflegefall wird, wie heute Nacht. Während wir gestern am Puig de Ros einen ausgedehnten Sturm-Spaziergang machten, fanden Murphy und Naddel leckere Grillreste, vermutlich aus dem letzten Jahrtausend. Folge – beide mussten über Nacht wiederholt aufs Klo, welches Murphy offenbar zur Abwechslung mal im Arbeitszimmer vermutete… Ich liebe es, nachts das Haus zu putzen. Aber als Zweckoptimist sehe ich natürlich auch die Vorteile: Um 5.30 Uhr lohnte es sich nicht mehr, noch einmal ins Bett zu gehen, also ab an den Schreibtisch. Danke, Murphy – sonst schaffe ich vor 8 Uhr morgens nie was!murphys_law Mehr über Knochenfütterung in der Kategorie Tierheilpraktiker!

Aber zurück zu Murphy – Spitzname „Lumpi du Strolch“ oder „Strolchi du Lump“. Derzeit ist er unser wichtigster Mann im Haus, denn unser aktueller Pflegehund Bolle hat Angst vor allem und jedem – ausser vor Murphy.