N wie Namen

Rex stirbt aus. Ich weiß, Tyrannosaurus hat’s schon lange hinter sich, aber Rex als Hundename scheint den gleichen Weg zu gehen. Kein Mensch ruft seinen Vierbeiner, ob Schäfer- oder anderer Hund, noch Rex. Das gleiche Schicksal ereilt Bezeichnungen wie Pfiffi oder Lumpi, Strolch oder Molly. Neue Hunde heißen Oskar, Wolfgang und Paula. Oder – das fiel der Kolumnistin einer Hundezeitschrift auf – sie heißen wie Til Schweigers Töchter: Luna, Emma oder Lilli.

Sowas Niedliches kann man einfach nicht Struppi nennen

Sowieso sind Namen, die sich eher nach Kindern anhören als nach Haustieren, ganz groß in Mode. Das entspricht dem Kindchenschema der meist gekauften Rassen: Mops, Französische Bulldogge, Chihuahua und Cavalier King Charles haben große Augen und kleine (manchmal keine) Nasen und bleiben zeitlebens klein wie ein Baby. Man kann sie ausstaffieren wie kleine Toddler* und klar, sowas Niedliches ruft man nicht Bello oder Struppi. Der Hang zu Kindernamen resultiert sicher aus der sympathischen Entwicklung, Hund und Katze mehr als Familienmitglied denn als Haustier zu sehen.

Hip sind und bleiben die Namen von Filmstars und Protagonisten. Jeder kennt Hunde namens Paris oder Jackson, Balou oder – retro ist in – John Boy. Aus dem Trend fallen Namen aus Horrorfilmen. Niemand nennt sein Tier Chucky.

Auch über die Vierbeiner redet man anders. Was früher „mein Hund“ war, ist heute „mein Baby“. Zweibeiner mit kleinen Menschenkindern bezeichnen den Hund als „meine Maus“, um Verwechslungen vorzubeugen. Manche halten es umgekehrt, was ich manchmal verwirrend finde.

Für größere Hunde bleiben Nachnamen in Mode. Schröder heißen Hunde schon, seit der Mann gleichen Namens Bundeskanzler war. Mancher Rottweiler hört auf Hansen, und manchmal gellt ein lautes Schneider! über den Hundeplatz. Ersatzweise die englische Variante Snyder. Überhaupt, Namen aus dem angelsächsischen Sprachraum gehen immer. Ob es Humor ist, warum sie häufig eingedeutscht geschrieben werden, oder ob Leines, Baddy und Teisen aus mangelnden Fremdsprachekenntnissen resultieren, ich weiß es nicht.

*englische Bezeichnung für Kleinkinder im niedlichsten Alter, die mehr durch die Gegend stolpern als laufen

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