Schlam(m)assel

Pfui! Da habe ich mir verdient!
Pfui! Das habe ich mir verdient!

Murphy läutet den Hochsommer ein… Wir haben zwar aktuell Sturmwarnung und unter 15 Grad, aber nach dem heutigen Spaziergang fand Murphy sein kurzes Bad ungemein erfrischend. Meint er. Ich nenne das Schlammassel!

Was Naddel dazu sagt? Nehmen wir mal eine Umfrage an: „Wie sehr liebt Ihr Hund Wasser“? Nehmen wir an, mögliche Antworten lägen von 1 = „kein bisschen“ bis 10 = „über alle Maßen“. Naddels Antwort läge grob geschätzt bei MINUS 15  = „igitt, brrrr, wollt ihr mich veralbern?, was für ’ne Frage, seid ihr noch ganz *$§$“ !!!

Murphy feiert Party, Naddel feiert krank

Kaum zu glauben, wie gut Murphy drauf ist nach Trines Abreise. Er tobt durchs Haus, macht Faxen, amüsiert sich wie Bolle 🙂 . Er wirkt wie befreit. Kein Vergleich mit den letzten Tagen.

Naddel ist leider nicht so gut drauf. Ihre schlechte Laune hatte nicht nur mit Trine zu tun, sie hat wirklich Magenschmerzen, Erbrechen und auch ein wenig Durchfall. In den vergangenen Tagen hatte sie ganz schlecht gefressen, und letzte Nacht musste ich dreimal mit ihr raus…  Fieber hat sie zum Glück nicht und spazieren sowie Passanten beschimpfen gefällt ihr weiterhin gut. Und heute nachmittag flirtete sie schon wieder mit dem (leeren) Futternapf.  Dennoch:  heute fasten, Kamillentee trinken, abends ein wenig fettarme Hühnerbrühe, dann schauen wir morgen mal weiter. Klar, homöopathisch behandle ich sie auch.

Gastfreundschaft ist was anderes

Kurzes Update nach Trines Abreise heute mittag. Die Übergabe am Flughafen Memmingen/Allgäu klappte wie geplant, Jana wartete schon am Gate und verabschiedete sich kurz darauf mit einem seeligen Grinsen und einer müden Trine von Tanja, die ihrerseits die nun leere Hundebox in den Wagen ihres Vaters verfrachtete. Noch heute abend werde ich hoffentlich von Jana erfahren, wie Trines Ankunft in der neuen, verschneiten Heimat weiter verlief.

Derweil feiert Murphy hier Dauerparty, weil Trine weg ist. Sowohl er als auch Naddel wirkten in den letzten Tagen chronisch schlecht gelaunt. Je besser es Trine ging, je lebhafter sie wurde, desto genervter waren die beiden Sozialarbeiter. Und Trine WAR lebhaft! Und es ging ihr nicht nur GUT, es ging ihr SPITZE! Und sie nahm keine Rücksicht, was für Naddel und Murphy zunehmend anstrengend wurde, denn Trine hatte beschlossen, mit ihnen zu spielen… Leider war sie doppelt bis dreimal so schwer und bis gestern morgen auch noch mit einem Trichter „bewaffnet“, hatte also damit auch noch eine Ausrede, warum sie nix sah/hörte/verstand…

Alte Freunde: Naddel mit Chicky auf einem Ausflug
Alte Freunde: Naddel mit Chicky auf einem Ausflug

Vor allem Murphy lässt es also richtig krachen, zum Leidwesen von Tanjas Hündin Chicky, die für 10 Tage bei uns zu Gast ist. Während Naddel nach wie vor ein wenig ruhig ist (kann aber auch an der Tageszeit liegen, denn nach 19 Uhr ist Naddel-Couch-Zeit, da rührt sie sich eigentlich nie), klaut Murphy die Kaustäbchen und das Spielzeug von Chicky, besetzt ihr Körbchen und raunzt sie an, sobald sie ihn ihre Gegenwart nur ahnen lässt. Dann wieder dödelt er albern mit ihrem Kuscheltierchen im Maul durchs Zimmer und macht einen auf total durchgeknallter Junkie. So kennen wir ihn gar nicht! Er kommt mir vor wie ein Schüler am ersten Ferientag nach anstrengenden Prüfungen. Oder ein erprobter Ballermann-Urlauber auf Mallorca-Kurztripp. Mal sehen, wie lange sein Hochgefühl noch anhält, und wann Naddel die Zickereien wieder auf ein Normalmaß reduziert. Chicky wird jedenfalls froh sein, wenn sie zur Nacht das Wohnzimmer für sich alleine hat.

Damit sich jetzt keiner Sorgen macht: Die drei Hunde kennen sich schon lange und haben schon öfter einige Tage miteinander verbracht. Die kriegen sich schon wieder ein…

Wie mich „das blanke Vorkommnis“ adoptierte

Es war im Januar 2007, Naddel war seit 4 Monaten bei uns und Alleinhund, und eigentlich sollte sie es auch bleiben.

Die Ohren angelegt, das Fell struppelig, Angst in den Augen - Murphy in den ersten Tagen bei uns
Die Ohren angelegt, das Fell struppelig, Angst in den Augen – Fundstück Murphy in den ersten Tagen bei uns

Das Wetter war fantastisch und ich ging mit Naddel und Besuchshund Noa außerhalb von Cala Blava spazieren. Nur nebenbei registrierte ich einen jungen Mann, der den Hang hinunter auf mich zukam, im Gefolge ein kleiner struppeliger Hund. Dieser begrüßte zunächst Naddel freundlich. Der junge Mann zeigte auf die beiden und sprach mich an: „Ist das dein Hund?“. „Ja, der gehört mir“, antwortete ich freundlich in der Annahme, er meinte Naddel. „Ist das auch dein Hund?“, fragte er dann. Ich blickte in die Richtung, in die er wies. Sein Hund schnupperte mit Noa rum. „Ja, das ist auch meiner. Kein Problem“, sagte ich. In diesem Moment klingelte mein Handy. Während ich es in meiner Tasche suchte, hörte ich mit einem Ohr den freundlichen jungen Spanier etwas erzählen über einen Hund, den er „dort oben“ gefunden habe… Ich winkte ihm freundlich zu und widmete mich meinem Telefongespräch.

Als ich 10 Minuten später auflegte, war der junge Mann verschwunden. „Sein“ Hund war noch bei mir.

Jetzt schaute ich mir den Kleinen genauer an. Nein, eine Schönheit war er nicht, aber überaus dankbar dafür, dass ich ihn ansprach und sein Köpfchen streichelte. Ok, offenbar hatte mir sein „Herrchen“ erklären wollen, dass er diesen Hund nicht kenne und dass er der Meinung sei, ich müsse besser auf meine Vierbeiner aufpassen. Wie auch immer, ich hatte jetzt diesen dritten Hund bei mir.  In der Annahme, er wohne in der Nähe, setzte ich einfach meinen Spaziergang fort. Er würde schon irgendwann nach Hause gehen.

Eine Stunde lang folgte mir der junge Rüde so dicht, dass ich bei jedem Schritt merkte, wie seine Nase an meine Wade stieß. Normal war das nicht. Zuhause angekommen, schloss ich schnell das Gartentor, bevor der fremde Hund hinein schlüpfen konnte. Immer noch ging ich davon aus, dass er jetzt einfach zu seinem eigenen Zuhause laufen würde.

Pustekuchen. Nach einer Stunde saß er immer noch am Tor, mit hoffnungsvollem Blick und bittendem Schwanzwedeln. Ich gab auf und rief Christian an: „Wir haben einen neuen Hund. Er sieht aus wie Grobi aus der Sesamstraße.“

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Das ist unser Murphy heute – ein echter Kumpel, ein unersetzliches Familienmitglied

Wir machten Aushänge in und um Cala Blava, verständigten Polizei und Gemeinde und die Tierärzte in der Umgebung. Erwartungsgemäß meldete sich kein Besitzer. So wie unser Fundstück aussah, war er bisher auch niemandem besonders viel wert gewesen. Das Fell war stumpf und ungesund, und nachdem wir diverse Verdauungsstörungen beobachtet hatten, checkten wir mal sein Blut. Die Leberwerte sahen nicht wirklich gut aus, und das bei einem Hund, der gerade mal ein Jahr alt sein dürfte. Und dann sein Hang zum Alkohol! Wir witzelten natürlich über seine ständigen Versuche, Wein- und andere Gläser zu leeren, aber ich vermute, dass der Kleine grundsätzlich mit vergammelten, vergorenen Essensresten ernährt wurde, und dadurch so etwas wie eine Alkoholsucht entwickelte.

Gute Ernährung, meine homöopathische Behandlung und viel Zuneigung machten aus Murphy einen ganz neuen Hund. Seine anfangs chronisch geduckte Haltung wich und „das blanke Vorkommnis“, wie Christian unseren neuen Mitbewohner nannte, entwickelte sich zu einem aufmerksamen Junghund mit lebendiger Körpersprache. Vor allem sein unentwegtes Ohrenspiel fällt auf.

Der rekordverdächtige Unterbiss ist natürlich weder mit gutem Futter noch mit Liebe zu beheben. Ich warnte am Anfang Freunde, wenn sie sich zum Besuch angekündigt hatten: „Der ist sehr hässlich, erschreckt euch nicht.“ Meine Art Humor eben. Aber die Ankündigung hatte zur Folge, dass jeder milde urteilte: „Der ist doch niedlich!“  Und inzwischen ist unser Haushalt ohne Murphy für uns wie auch für den Freundeskreis nicht mehr vorstellbar. Ach, und übrigens: Seine Trunksucht hat Murphy schon lange überwunden.

Neulich am Puig de Ros

Mal wieder stehe ich dumm in der Landschaft und warte. Auf Naddel natürlich. Nach 15 Minuten Rufen und Pfeifen ist nicht einmal ihre Schwanzspitze zu entdecken. Immerhin Murphy hat sich derweil mal zu mir bequemt.

Um Vorverurteilungen vorzubeugen – wir sind am Puig de Ros, einer Steilküste im Süden Mallorcas. Keine Autos, keine Jäger, kaum Spaziergänger ohne Hund. Nur steile Felsen mit Büschen und Trampelpfaden. Hier bin ich Hund, hier kann ich’s sein, mögen die Sozialarbeitstiere denken. Soviel Hund dürfen sie sein, denke ich täglich, wenn ich diese oder andere jagdhundgerechte (naja…) Locations aufsuche, um Naddel und Murphy in Sicherheit frei laufen zu lassen.

Ich setze dafür täglich eine runde Stunde an, und meist klappt es, dass wir uns nach etwa 60 Minuten wieder treffen. Aber manchmal… Aber heute…

Und dann noch dieser dunkelschwarze Wolkenberg über mir, der sich bestimmt gleich auf- und mich fürchterlich nass macht. Wenn ich eins hasse…!!! Keine Spur von Naddel.

Und jetzt erlebe ich etwas, das man schon fast als „Lassie im Regen stehen lassen“ betiteln könnte. Murphy glotzt mich kurz mit seinen Glubschaugen an als wollte er sagen: „Sei doch nicht so blöd!“ Und macht sich auf den Weg. Ich, zweibeiniger Blödi eben, will schon sauer auf ihn werden, weil er auch schon wieder nicht „hört“ und einfach abhaut. Da dreht er sich kurz um, als wolle er winken, und schon trabt er weiter durch die Felsen. Muddi (= ich) ergeben hinterher.

Murphy in Mission. Lassie? Wer ist Lassie?
Murphy in Mission. Lassie? Wer ist Lassie?

Murphy erklimmt den nächst-höchsten Felsenhügel und schaut sich um. Ich schwöre, er dreht sich um die eigene Achse und guckt in alle 4 Haupt- und X Neben-Himmelsrichtungen. In eine Richtung dann guckt er etwas länger. Ich folge seinen Blick – und sehe einen Busch wackeln. Naddel! Schon ist Murphy unterwegs. Das ist seine Mission. Auch ich stolpere in die entsprechende Richtung und, endlich, kann ich Naddel verhaften. Die natürlich höchst vergnügt gerade unter den nächsten Busch wollte, Karniggels jagen.

Also, nix Besonderes, oder wie man Silvester sagt: „The same procedure…“ Was ich nur belegt haben wollte: Gegen unser Fundstück Murphy war Fernsehhund Lassie echt ne Mogelpackung!

Mit Glas fängt man Mäuse

„Christiaaaaaaan!!!!!!!!!!!!!!!!!“ schreie ich aus dem Schlafzimmer, kurz vor Mitternacht.

„Ja?!“

„Die Miesekatze hat schon wieder Beute im Schlafzimmer!“

Zum Glück hatte ich noch nicht im Bett gelegen… Als ich das Schlafzimmer betrat, rieb sich Luna mit seltsam verzücktem Gesicht an Murphys Körbchen. Sehr verdächtig, wenn man die Miesekatze kennt. Vorsichtig zog ich das Hundebett von der Wand und – da! Kleine Ratte? Große Maus? Wusch, weg isse.

Wir basteln uns ein Katzen-TV...
Wir basteln uns ein Katzen-TV...

Schon kommt Christian an, das große Mäuse-Fangglas in der Hand. Man entwickelt mit der Zeit erfolgreiche Strategien. Die Maus-Ratte scheint noch unverletzt, düst jedenfalls flott von Ecke zu Ecke. Luna mit Begeisterung hinterher, Christian auch hinterher, aber weniger begeistert. Ich halte sichere Entfernung, weil ich ein Mädchen bin. In der Tür hockend stelle ich fest, dass Naddel und Murphy mal wieder so tun, als wäre nichts. Draußen machen sie immer einen auf verwegener Großwildjäger, aber bei Maus-Ratte im Schlafzimmer gucken sie grundsätzlich unschuldig in die Luft: „Ich seh nix…“ Einzig Bolle hockt interessiert neben mir, mischt sich aber nicht ein.

Nach wenigen Minuten sitzt die Ratten-Maus in der Falle. Luna rollt (voller Vorfreude?) vor dem neu erfundenen Katzen-TV auf dem Rücken und schleckt sich ums Maul. Aber nix da… Nur noch schnell ein Foto, und dann wird der kleine graue Häftling zwei Grundstücke weiter in die Freiheit entlassen.

Später haben wir noch einmal was zu lachen: Murphy weigert sich, sein Körbchen zu betreten. Ob er Angst hat, dass sich immer noch das Monstertier drin versteckt? Da hilft kein gutes Zureden… Murphy übernachtet freiwillig im Büro.