Zurück ins Leben

Ich habe noch immer nicht von Alma erzählt, obwohl diese Hündin uns über Wochen in tiefste Emotionen geschickt hat…

Wir hatten eine Tasche frei im Flieger nach Deutschland. Kurze Diskussion mit der Chihuahua-Nothilfe, Blick auf die Fotoalben der Tierheime Son Reus und Natura Parc, und schon war der Hund zum Flug bestimmt. Bei der Abholung im Natura Parc war die Hündin unauffällig. Doch kaum saßen wir im Auto, begann sie zu hüsteln. In der Tierklinik noch mehr.

Dumm gelaufen. Einen Hund mit akutem Zwingerhusten schickt man nicht im Flieger nach Deutschland. Und auch die Pflegestelle hier auf Mallorca nahm ihre Zusage unter diesen Umständen zurück. Also blieb Alma, wie ich sie schnell taufte, bei uns. Als Hund Nummer 11, denn es waren neben unseren eigenen 4 Hunden die beiden Chihuahua-Geschwister Jack und Babsy bei uns und überdies die 4 gefundenen Welpen. Und weil letztere ebenfalls noch infektiös waren, teilten wir unser Haus in zwei Quarantäne-Zonen… Wir stießen erstmals seit langem an gewisse Grenzen.

Alma, Hund aus Tierheim in der Tierarztpraxis
Trotz der intensiven Pflege und Betreuung ging es Alma immer schlechter

Dazu kam, dass die Therapie nicht anschlug. Im Gegenteil – Alma ging es täglich schlechter. Eine umfassende Diagnostik ergab, dass sie neben dem Zwingerhusten eine weitere heftige Infektion durchlitt – und dass ihr Herz kurz vor dem Versagen stand! Gerade waren die Welpen durch mit ihrer stationären Behandlung… Nun fuhr ich schon wieder den täglichen Krankentransport. Morgens gab ich Alma in der Tierklinik ab, wo sie über den Tropf hoch dosierte Medikamente bekam, erfüllte aber täglich mein Versprechen, sie abends abzuholen. Sie hielt tapfer durch, doch ihr Zustand blieb bedenklich. Sie hustete mehr, als sie atmete. Doch so schlecht es ihr auch ging, wenn sie die Chance hatte, in meiner Nähe zu sein, war ihr kein Weg zu weit und zu beschwerlich. Es schien, als wolle sie mir pausenlos danken, dass ich sie aus dem Heim befreit hatte.

Nach 5 Tagen Intensivst-Therapie diskutierten wir lange in der Klinik, ob sie es schaffen würde, oder ob es gnädiger wäre, sie zu erlösen. Wir konnten, wir wollten uns nicht entscheiden.

Am gleichen Abend zu Hause, die Quarantäne war aufgehoben, klaute sie den Welpen ein Spielzeug. Und begann wieder zu leben.

Zwei Hunde spielen miteinander
Und dann begann sie wieder zu leben!

Alma blieb noch 3 weitere Wochen bei uns, während derer sich ihr Befinden stetig besserte. Ob wir zu Hause, das Klinik-Personal oder Freunde – inzwischen waren alle in sie verliebt. Sie ist einer der liebevollsten und treuesten Hunde, die wir in all der Zeit in der Villa Bunter Hund beherbergt haben. Eine junge Nachwuchs-Ultraschall-Diagnostikerin untersuchte sie gleich zweimal – weil sie ein interessantes Herz vorfand, aber auch, weil Alma in ihrer unendlichen Geduld ein hervorragender Übungspatient war.

Mit einer seltenen Diagnose und derzeit wirkungsvollen Herzmedikamenten ist Alma nunmehr seit 10 Tagen in Deutschland bei der Chihuahua-Nothilfe, die eine Familie für sie sucht. Noch steht nicht fest, ob Alma eine Operation benötigt. Ein Kardiologe muss weitere Untersuchungen vornehmen. Sobald das Geld dafür vorhanden ist…

Alma heißt übrigens Seele. Gilt die Seele nicht als unsterblich?