Mobil gegen Vermehrung

Warum werden so viele Hunde und Katzen auf Mallorca umgebracht? Warum existieren so viele Tierschutzvereine auf den Balearen mit der Verbringung von Tieren nach Deutschland, um sie vor dem Tod zu retten?

Der fahrbare OP, mit dem Baldea die Population der verwilderten Katzen auf Mallorca unter Kontrolle bringen möchte (foto: baldea)

Die Antwort liegt auf der Hand: Es laufen zu viele fortpflanzungsfähige Hunde und vor allem Katzen herum, und die pflanzen sich fort, besonders, wenn das Futterangebot stimmt. Und es geht nicht nur um frei laufende oder verwilderte Tiere. Auch viele Haus- und Hofhunde sind „intakt“, nutzen naturgegeben jede Gelegenheit, sich zu vermehren. Und so kommt es, dass unzählige Welpen in Mülltonnen entsorgt oder auf andere Weise umgebracht werden, oder dass sie in den Tierheimen landen und von dort – mit Glück – an liebe Menschen vermittelt werden, ob hier auf der Insel oder in Deutschland.

Die Lösung wäre einfach: Kastration. Leider sind große Teile der hiesigen Bevölkerung noch immer nicht davon zu überzeugen, dass eine kastrierte Hündin nicht zwangsläufig dick und faul wird. Und die Kastration von Rüden ist in einer Macho-Gesellschaft wie der spanischen noch ein ganz anderes Thema… Und Geld kostet ein solcher Eingriff auch noch!

Baldea, Dachverband verschiedener Tierschutzvereine auf Mallorca, setzt sich immer wieder für die entsprechende Aufklärung der Tierbesitzer ein. Um das Problem der verwilderten Hauskatzen zu vermindern, die sich besonders in der Sommerzeit enorm vermehren, ist jetzt sogar ein Sterilisationsmobil am Start. Alleine die finanziellen Mittel fehlen. Nur noch bis zum Jahresende fährt das Mobil, danach sieht es düster aus.

Es werden Spenden gebraucht. Für das Sterilisationsmobil ebenso wie für Aufklärungsarbeit. Baldea geht an die Schulen. Die Kinder sollen ein neues Bewußtsein zu Tieren entwickeln, denn langfristige, generationsübergreifende Veränderungen sind notwendig.

Daher hier mal meine Bitte an die Pfotenpower-Leser: 5 Euro im Monat? Das ist für jeden einzelnen nicht viel Geld (von sozialen Härtefällen mal abgesehen), aber für die Tiere kann sich mit den gesammelten Werten viel ändern. Und auch die kleinen Tierschutzvereine möchte ich mal ansprechen. Sie retten jedes Jahr viele Hunde, aber gleichzeitig exportieren Sie ein Problem und entbinden damit die Einheimischen von ihrer Verantwortung. Wenn für jedes nach Deutschland geflogene Tier ein kleiner Betrag an Baldea gespendet und  für die langfristige Aufklärung eingesetzt würde…

Auch ich „bekenne mich schuldig“ – wenn ich die Chance habe, ein Tier zu retten, indem ich es nach Deutschland vermittele, dann bin ich dabei. Aber – die Lösung ist das nicht. Bitte schauen Sie sich die Details der Projekte von Baldea an, dort finden Sie auch die Bankverbindung. Und vielleicht ist ja vom Weihnachtsgeld etwas übrig, oder man verzichtet im Familien-, Freundes- oder Kollegenkreis auf die Schenkerei von unnütztem Nippes und sammelt stattdessen für die Tiere, oder man verkauft auf dem Flohmarkt oder bei Internetversteigerungen Dinge, die man schon lange aussortieren wollte… DANKE!

 

 

 

 

 

All-Inclusive im Katzenzimmer

„Ich glaube, wir werden ausgenutzt“, warnt mich Christian vor wenigen Tagen. Dass ich nicht lache…

Wilma im Katzenzimmer. Freundlich oder gar dankbar guckt anders, oder?

Wenn ich das Katzen-Kinderzimmer betrete, wo die verwilderte Hauskatze Wilma(ma) von uns genötigt wurde, ihre Brut aufzuziehen (damit die fünf Welpen nicht im Nachbargarten vom Hund getötet werden), wo jetzt immer reichlich Futter bereit steht, damit die beiden „Restposten“ aus Wilma(ma)s Wurf sowie Everybody’s Darling Köhler, unser Nesthäkchen, unbehelligt von unseren Hunden ihre Figur pflegen können, wo eigentlich Wilma(ma) nichts mehr zu suchen hat, denn sie hat ja näheren Kontakt zu uns offensichtlich verweigert, und darüber hinaus mich ständig behandelt wie eine äußert unbeliebte Putzfrau, wenn ich also das Zimmer betrete – wen treffe ich dort an? Richtig. Wilma(ma). Sie hat’s begriffen: Das Fenster immer geöffnet, Futter vorrätig und das Katzenklo gepflegt (welcher Stubentiger will schon bei Regen nach draussen gehen?), dazu gibt es ein weiches Bett und Kommunikation mit Kindern und Artgenossen. Wilma(ma) ist quasi bei uns eingezogen. Und hat All-Inclusive gebucht.

Nun gut, wenn das alles wäre. Da wir Wilma(ma) vor nunmehr 9 Monaten mit ihren Nachkömmlingen vorübergehend in Schutzhaft nahmen, gestehen wir ihr das Recht zu, sich weiterhin an unseren Futternäpfen zu nähren. Doch vor einigen Tagen ging Christian ins Zimmer, um die Näpfe korrekt zu befüllen, und sieht was? Ein riesengroßer roter Kater flitzt aus dem Zimmer! Und Wilma unters Bett. Schlechtes Gewissen? Ich amüsiere mich köstlich, als Christian mir die Begebenheit erzählt. Zum Glück haben wir ja die Wilma letztes Jahr kastrieren lassen, so dass kein weiterer Nachwuchs ins Haus steht. Aber sie scheint sich inzwischen sehr heimisch zu fühlen, da sie sich sogar traut, Besuch zum Essen einzuladen!

Der Hammer aber passierte gestern Abend. Wir saßen gemütlich mit Freunden nach dem Essen im Wohnzimmer. Plötzlich erscheint ein heller Schatten im Fenster. Dort, wo normalerweise Luna, Festus, Momo und auch Köhler Einlass begehren, wenn keine Tür geöffnet ist. Doch bei näherem Hinsehen entdecken wir was? Richtig. Es schaut nicht eine der unseren, sondern eine fremde Katze ins Zimmer! Groß, grau-weiß gescheckt und sehr gut genährt. Wollte sie checken, ob alle Hunde im Wohnzimmer sind, so dass die „Luft rein“ ist, sie also unbehelligt den Vorgarten durchqueren und an den Futternapf im Katzenzimmer gelangen kann?

Tja. Mir scheint auch, wir werden ausgenutzt. Wilma behandelt mich übrigens weiterhin wie eine ganz Blöde, ganz Doofe, mit der man das prima machen kann.

Wie man auf Mallorca eine Zucht auflöst

Schon seit Jahren existiert in einem Park an der Playa de Palma eine kontrollierte Katzenkolonie. Etwa 30 Tiere wurden hier kastriert, erhalten regelmäßig Futter und Frischwasser und werden medizinisch betreut. Vor einigen Tagen aber hat sich der Bestand über Nacht verdreifacht: Als einer der Pfleger zum morgendlichen Füttern kam, erwarteten ihn zusätzlich zu der bekannten Kolonie rund 60 neue Samtpfoten.

Ein Teil von rund 60 Katzen, die jemand in einem Park an der Playa de Palma entsorgt hat. Private Tierschützer bitten um Hilfe

Es scheint, als hätte jemand auf diese unfeine Art seine Hobbyzucht aufgegeben, denn die meisten der Neuankömmlinge sind Siamesen. Wunderschöne Tiere, gesund, gut genährt. Und sie sind handzahm, was den Verdacht stärkt, dass sie aus einem privaten Haushalt kommen. Doch warum jemand 60 gepflegte Katzen aussetzt, kann man nur vermuten. Wirtschaftliche Probleme? Die Wohnsituation? Fakt ist, dass keines der Tiere kastriert ist. Logische Folge: Mehrere säugende Mütter mit ihren teils nur wenige Wochen alten Welpen leben jetzt an dem Parkplatz, in Tuchfühlung zu der alten Kolonie. Plötzlich leben viel zu viele Katzen an dieser Stelle, was die Gefahr von Krankheiten und aggressiven Rangordnungs-Kämpfen mit Verletzungen erhöht.

Eine kleine Zahl von Privatleuten kümmert sich regelmäßig um die Tiere. Sie sind verzweifelt: „Wir haben es mit Geduld und Mühe geschafft, dass unsere Arbeit hier unterstützt und respektiert wird“. Früher hatten immer neue Streuner ihren Nachwuchs in dem Park aufgezogen, häufig gab es Seuchen, weil sich die verwilderten Tiere nicht behandeln ließen. Jetzt ist die Zahl stabil, durch konsequente Kastrationen wurde die Vermehrung gestoppt. Die Tiere wirken gesund und entspannt, sind überwiegend handzahm. Aushänge an Bäumen klären Spaziergänger und Jogger über die kontrollierte Population auf – und weil das Konzept auch Laien schlüssig ist, wird die kleine Katzengruppe akzeptiert und nicht gestört.

Ende einer Hobbyzucht? Viele Siamkatzen sind unter den Neuzugängen im Park

Durch die große Zahl der neu hinzugekommenen Katzen ist jetzt auch der alte Bestand gefährdet. Die privaten Mittel der freiwilligen Pfleger – es gibt keine finanzielle Hilfe durch Vereine oder Gemeinde (Ayuntamiento) – reichen kaum für die Fütterung. Doch mindestens ebenso dringend müssen die Neuankömmlinge kastriert werden. Es sind viele Kater dazwischen und sowohl junge als auch alte weibliche Katzen – also alle vermehrungsfähig. Wenn nicht umgehend eingegriffen wird, explodiert der Bestand.

Nur kleine Vermittlungserfolge gibt es bisher. Einige Katzen würde ein  Tierschutzverein in Deutschland übernehmen. „Doch das kostet viel Geld: Wir müssen die Tiere impfen, mit dem Mikrochip versehen, müssen Transportkästen kaufen, nicht zuletzt fallen Flugkosten an…“ Die engagierten Tierschützer sind dankbar, dass der neue „Fressnapf“ Tiermarkt in Santa Ponca seine Unterstützung zusagt. Doch bisher ist nicht abzusehen, womit die aufkommenden Kosten gedeckt werden sollen. Die Katzenschützer bitten dringend um Hilfe: „Wir wollen natürlich alle Kätzchen in gute Hände abgeben. Wer darüber hinaus helfen möchte, kann Tierarztkosten übernehmen.“ Auch Sachspenden – Futter, Medikamente wie Parasitenschutz, Transporttaschen – werden laufend benötigt.

Wer ein Kätzchen adoptieren oder anders helfen will, möge Susanne Hoppe kontaktieren: Telefon (0034)971 740669, mobil (0034)647 916 558.

Nähe erwünscht

Bevor ich mich für 10 Tage ins kühle Schottland verabschiede, ein kurzes Update: Nicht nur, dass Campinos OP-Narbe schon jetzt fast unsichtbar ist, auch die seelischen Narben heilen weiter, und zwar sehr offensichtlich. Meine Nichte, die zu Besuch ist (eine Fremde!), kann ihn streicheln, an mir geht er kaum noch vorbei, ohne sich kurz kuscheln zu lassen. Neuerdings hüpft er auch gerne mal aufs Bett: Zeit, ihm Grenzen zu setzen, was er nur widerwillig akzeptiert. Doch tut das seiner Lebensfreude keinen Abbruch.

Streicheleinheiten - ja bitte!

Wunderschön das Erlebnis vom Wochenende: Wir gingen früh morgens schwimmen mit allen Hunden. Das heißt wir Menschen und Murphy schwimmen, und die anderen Vierbeiner treiben sich auf den Felsen herum. Zeitweilig war Campino der einzige Hund, der sich noch bei uns Menschen aufhielt, die anderen drei hatten sich mal wieder verdünnisiert um zu checken, wie es im heißen Sommer um die Kaninchenpopulation steht. Es ist unübersehbar, dass Campino die Nähe zum Menschen wünscht. Seine Karriere als Straßenköter oder panisch-ängstlicher Tierheiminsasse ist definitiv Geschichte. Und so wie er zu mir ein vertrauensvolles Verhältnis aufbaut, wird er das auch mit jedem anderen Menschen schaffen. Wenn’s auch noch ein wenig Zeit braucht.

Kleine Kugel gut versteckt

Wat mutt dat mutt… Wir haben es lange vor uns her geschoben, aber manche Dinge kann man nicht aussitzen. Campino ist heute morgen kastriert worden.

Die nächsten Tage wird Campino sicher mehr Zeit auf der Couch verbringen...

Unter normalen Umständen hätten wir drauf verzichtet, denn aufgrund seiner Leishmaniose hätte ich ihm den Operationsstress gerne erspart, und von seinem Verhalten her gab es keinen Grund, es machen zu lassen. Leider stellte ich schon vor einiger Zeit fest, dass in seinem Hodensack nur ein Kügelchen zu erfühlen war… Die Tierärztin in der Eurotierklinik bestätigte, dass der Hoden nicht abgestiegen war, wie es bei Hunden bis zum Alter von acht Wochen passieren sollte. Auch im Leistenraum war der Testikel nicht zu ertasten. Campino war Kryptorchide, ein Hoden versteckte sich im Bauchraum.

Und dort lag er – im Vergleich zum Hodensack – zu warm, was das Risiko einer tumorösen Entartung immens vergrößert. Zudem können derart warm liegende Keimdrüsen mehr Testosteron produzieren, weswegen diese Rüden im Alter zu Aggressionen neigen können. Es gibt keine Therapie, um die Lage zu normalisieren… Grund genug für den operativen Eingriff, befand auch der FAAM, Campinos Tierschutzverein.

Soeben erhielt ich den Anruf aus der Tierklinik, dass die OP gut verlaufen ist. Jetzt lassen wir Campino ausschlafen und heute abend hole ich ihn nach Hause und verwöhne ihn in den nächsten Tagen ganz ganz doll.