All-Inclusive im Katzenzimmer

„Ich glaube, wir werden ausgenutzt“, warnt mich Christian vor wenigen Tagen. Dass ich nicht lache…

Wilma im Katzenzimmer. Freundlich oder gar dankbar guckt anders, oder?

Wenn ich das Katzen-Kinderzimmer betrete, wo die verwilderte Hauskatze Wilma(ma) von uns genötigt wurde, ihre Brut aufzuziehen (damit die fünf Welpen nicht im Nachbargarten vom Hund getötet werden), wo jetzt immer reichlich Futter bereit steht, damit die beiden „Restposten“ aus Wilma(ma)s Wurf sowie Everybody’s Darling Köhler, unser Nesthäkchen, unbehelligt von unseren Hunden ihre Figur pflegen können, wo eigentlich Wilma(ma) nichts mehr zu suchen hat, denn sie hat ja näheren Kontakt zu uns offensichtlich verweigert, und darüber hinaus mich ständig behandelt wie eine äußert unbeliebte Putzfrau, wenn ich also das Zimmer betrete – wen treffe ich dort an? Richtig. Wilma(ma). Sie hat’s begriffen: Das Fenster immer geöffnet, Futter vorrätig und das Katzenklo gepflegt (welcher Stubentiger will schon bei Regen nach draussen gehen?), dazu gibt es ein weiches Bett und Kommunikation mit Kindern und Artgenossen. Wilma(ma) ist quasi bei uns eingezogen. Und hat All-Inclusive gebucht.

Nun gut, wenn das alles wäre. Da wir Wilma(ma) vor nunmehr 9 Monaten mit ihren Nachkömmlingen vorübergehend in Schutzhaft nahmen, gestehen wir ihr das Recht zu, sich weiterhin an unseren Futternäpfen zu nähren. Doch vor einigen Tagen ging Christian ins Zimmer, um die Näpfe korrekt zu befüllen, und sieht was? Ein riesengroßer roter Kater flitzt aus dem Zimmer! Und Wilma unters Bett. Schlechtes Gewissen? Ich amüsiere mich köstlich, als Christian mir die Begebenheit erzählt. Zum Glück haben wir ja die Wilma letztes Jahr kastrieren lassen, so dass kein weiterer Nachwuchs ins Haus steht. Aber sie scheint sich inzwischen sehr heimisch zu fühlen, da sie sich sogar traut, Besuch zum Essen einzuladen!

Der Hammer aber passierte gestern Abend. Wir saßen gemütlich mit Freunden nach dem Essen im Wohnzimmer. Plötzlich erscheint ein heller Schatten im Fenster. Dort, wo normalerweise Luna, Festus, Momo und auch Köhler Einlass begehren, wenn keine Tür geöffnet ist. Doch bei näherem Hinsehen entdecken wir was? Richtig. Es schaut nicht eine der unseren, sondern eine fremde Katze ins Zimmer! Groß, grau-weiß gescheckt und sehr gut genährt. Wollte sie checken, ob alle Hunde im Wohnzimmer sind, so dass die „Luft rein“ ist, sie also unbehelligt den Vorgarten durchqueren und an den Futternapf im Katzenzimmer gelangen kann?

Tja. Mir scheint auch, wir werden ausgenutzt. Wilma behandelt mich übrigens weiterhin wie eine ganz Blöde, ganz Doofe, mit der man das prima machen kann.