K wie Klimasünder

Es ist DAS Thema unserer Zeit: Wie groß ist der ökologische Fußabdruck eines jeden von uns? Das aktuelle mediale Trommelfeuer lässt kaum jemanden unberührt. Ob beim Autofahren, Essen, Shoppen oder bei der Reiseplanung… Auch ich mache mir immer häufiger Gedanken über die Auswirkungen meines Tuns auf die Zukunft dieser Erde.

Rette sich wer kann – auch Hunde hinterlassen einen ökologischen Pfotenabdruck (foto: K. Wald)

 

Und so kann ich auch diese Aussage nicht ignorieren: Wer einen Hund hat, ist ein Klimasünder. Also bin ich aktuell drei Klimasünder – sorry, Spaß beiseite. Das Thema ist zu ernst.

Denn Fakt ist: Haustiere verschlechtern die persönliche CO2-Bilanz. So berechnete das Internetportal Utopia, dass für die Haltung einer Katze jährlich 2,2 Tonnen Kohlenstoffdioxid entstünden – durch die Futterherstellung inklusive der Verwertung von Dosen und Tüten sowie durch die Produktion und Entsorgung von Katzenstreu. Ein Dackel komme da etwas günstiger mit 1,8 Tonnen, aber schon ein mittelgroßer Hund hinterlasse einen ähnlich großen CO2-Fußabdruck wie ein Geländewagen.

Die Werte sind natürlich umgerechnet. Im Gegensatz zu Kühen pupsen Katzen und Hunde relativ wenig klimaschädliches Gas in die Luft. Hauptgrund für die Umweltbelastung ist ihr Fleischkonsum. Das Portal Scinexx rechnet aus: „Die rund 163 Millionen Hunde und Katzen in den USA konsumieren jährlich so viele Kalorien wie die gesamte Bevölkerung Frankreichs – oder wie 60 Millionen Amerikaner.“ – „In Bezug auf Landnutzung, Wasserverbrauch und die Verbrennung fossiler Brennstoffe hat die Futterversorgung der Hunde und Katzen eine Umweltwirkung, die rund 25 bis 30 Prozent von der des Menschen ausmacht“, zitiert das Scinexx den Forscher Gregory Okin von der University of California in Los Angeles, „bei Phosphat und Pestiziden sind es rund 26 Prozent.“

Das ist heftig. Die Krux: Je besser ich meine Hunde ernähre, desto schlechter für das Klima. Denn hochwertige Fütterung bedeutet gemeinhin einen hohen Anteil an gutem Fleisch. Das heißt, für meine Hunde müssen zusätzliche Hühner, Rinder und andere Nahrungslieferanten gehalten werden. Günstiger für ihren ökologischen Pfotenabdruck wäre der Napf voll billigem Trockenfutter, das fast nur Schlacht- und Getreideabfälle enthält.

Andererseits ist Trockenfutter sehr energieintensiv in der Herstellung – verflixt, das Thema ist komplex, bleiben wir beim Fleisch. Um die Klimaschutzziele von Paris zu erreichen, sagen Forscher, muss der Nutztierbestand in Deutschland bis 2050 halbiert werden, und die Menschen hierzulande sollten nur noch halb so viel tierische Produkte essen wie heute (Quelle: taz). Wie viele Haustiere darf ich artgerecht ernähren, wenn ich selbst verzichte? Oder muss ich, der Umwelt zuliebe, meine Hunde abschaffen? Und am besten mich selbst gleich mit?

printscreen aus einem Selbsttest zur Messung des persönlichen CO-2-Fußabdrucks
Wer den Selbsttest bei mein-fussabdruck.at macht, beantwortet auch die Frage nach der Anzahl der Hunde – und ihrer Nutzer

Es ist für Bewohner der Industriestaaten schwierig bis unmöglich, ein klimaneutrales Leben zu führen. Man kann allenfalls die Belastung begrenzen, Tag für Tag unzählige Male ein kleineres Übel wählen. Bahn statt Auto fahren, lokales Bio- statt importiertes Industriegemüse essen, den Konsum beschränken, den Müll durch bewussten Einkauf reduzieren… Es gibt unzählige Möglichkeiten. Ein resigniertes „Was kann ICH alleine schon aufrichten…“ ist die schlechteste. Jedes Kilo CO2 ist wichtig. Jedes Gramm chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel weniger ist ein Gewinn.

Jedes Haustier weniger auch? Es gibt andere Forscher mit anderen Zahlen, die das persönliche Gewissen nicht so stark strapazieren. Für die Schweiz errechnet Niels Jungbluth, Geschäftsführer der auf Ökobilanzierung spezialisierten Firma EU-Services, dass Haustiere nur ein Prozent der durch Konsum verursachten Umweltbelastung ausmachen. Weit davor stünden Mobilität, Ernährung und Wohnen.

Und kaum zu bilanzieren sind die Vorteile unserer vierbeinigen Lieblinge für die Volksgesundheit. Katzen senken den Blutdruck und Hunde sorgen für Bewegung. Und das ganz ohne Abgase – wenn man darauf verzichtet, mit dem Auto ins Grüne zum Gassi zu fahren.

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