Neulich Nacht im Bad

Ich erwache mitten in der Nacht durch ein Klirren. Kurze gedankliche Analyse: Einbrecher kommen bei uns nicht durchs Fenster, weil Gitter davor sind, und die Tür ist aus Holz. Was also schepperte? Leiser Blick ins Wohnzimmer: Die beiden Pflegefelle blinzeln mich verschlafen an, sehen zu 100 Prozent unschuldig aus. Ich tappe barfuss durch die anderen Zimmer, alles ruhig, alles normal. Zuletzt ins Bad. Da – auf dem Spiegel stehen ein paar Dinge die der Mensch nicht braucht, vertrockneter Nagellack, kleine Dekor-Teile… Und ein Porzellanhündchen steht nicht mehr oben, sondern liegt in mehreren Teilen auf dem Fußboden. Ich konnte es noch nie leiden, und vielleicht sich hat meine Abneigung in drei Jahren so konzentriert, dass sich das hässliche Ding freiwillig entsorgt hat. Ich sammle die Scherben ein und, wo ich schon mal da bin, setze ich mich aufs Klo.

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Miesekatze Luna - wo ist meine Beute?

Rückblende: Einige Tage zuvor finde ich Miesekatze Luna auf dem Duschteppich, sie macht einen amüsierten Eindruck und will nur sehr ungern das Bad verlassen (was ich grundsätzlich ignoriere, das Bad habe ich gerne frei von Katzenhaaren. Am Tag danach meint Christian, dass das Klo leck ist, weil’s drum rum nass war. Wir finden aber kein Leck und lassen die Sache auf sich beruhen.

Und jetzt sitze ich mitten in der Nacht entspannt und verschlafen auf dem Porzellanthron, als plötzlich mir schräg gegenüber eine Ratte vom Hochregal klettert. Mir bleibt fast das Herz stehen. Die Ratte, groß, ausgewachsen, und sicher sehr hungrig, läuft direkt auf mich zu. Anstatt zu hyperventilieren, beschließe ich zu schreien. „Christiaaaaaan!!!!!!!!!!!!“ Zwar ist die Ratte inzwischen abgebogen und unters Waschbecken geflüchtet, aber man weiß ja nie. Gleichzeitig springe ich von der Schüssel auf. Böser Fehler. Ich meine, stellen Sie sich mal vor, Sie sitzen da und haben die Schleusen geöffnet, und plötzlich kriegen Sie den Schreck Ihres Lebens und springen auf… Glauben Sie etwa, SIE hätten Ihren Blasen-Schließmuskel unter Kontrolle?

Die Situation ist so skurril, dass ich vor Lachen schon wieder auf die Brille gesunken bin, als Christian das Bad betritt… Er denkt bestimmt, ich drehe jetzt endgültig durch: Da schreit die Frau um Hilfe, und was hat sie? Einen Lachanfall! Es dauert eine lange Weile, bis ich ihm erklären kann, was passiert ist. In der Nacht können wir natürlich nicht viel machen. Die Ratte sitzt unterm Waschtisch und lässt sich nach so viel Alarm nicht blicken. Also Tür zu, trockene Pyjama-Hose an und zurück ins Bett.

Soviel ist klar – das Deko-Hündchen hat uns nicht aufgrund von Telekinese verlassen. Und neben der Toilette war es nass, weil die Ratte mal trinken musste, dabei wohl abgerutscht ist, und nach ihrem Vollbad wieder auf den Fliesen landete, pitschnass.

Wir sperren Luna am nächsten Tag ins Bad, die soll gefälligst ihre Beute wieder wegräumen. Ohne Erfolg, sie albert nur stundenlang auf der Duschmatte rum. Ich kaufe nachmittags schließlich eine Rattenfalle, und in der folgenden Nacht erledigt sich das Problem damit endgültig. Jedenfalls, bis Luna das nächste Mal Spielzeug ins Haus bringt. Grrrrrrrrrrrrrr….