Großes Maul – was steckt dahinter?

Leiden Sie auch unter Frühjahrsmüdigkeit? In der Villa Bunter Hund wird derzeit der vormittägliche Schönheitsschlaf besonders ausgiebig gepflegt. Zumindest unter den Vierbeinern, die ja für ihre Nahrungsbeschaffung nicht selbst zuständig sind (was die Katzen gelegentlich vergessen, weswegen wir derzeit einen ungebetenen Untermieter haben – doch dazu in den nächsten Tagen mehr).

Wenn ich zwischendurch einen störenden Ton produziere, zum Beispiel mit einer Tüte knistere (Leckerli?!), schießen spontan vier Köpfe hoch, um kurz danach mit einem wohligen Seufzer wieder zwischen Decken und Pfoten gebettet zu werden. Häufig gähnt einer der Hunde noch ausgiebig – und manchmal aber fällt mir dabei auf, dass die anderen das zu imitieren scheinen.

Tatsächlich ist Gähnen nicht nur unter Menschen ansteckend. Auch Hunde können es kaum unterdrücken, wenn einer ihrer Artgenossen gähnt. Mehr noch: Sie reißen sogar das Maul auf, wenn sie einen Menschen gähnen sehen. Forscher der Universität London haben erstmals ein ansteckendes Gähnen zwischen unterschiedlichen Arten nachgewiesen. Sie glauben, dass dieses Verhalten auf ein rudimentäres Einfühlungsvermögen von Hunden gegenüber Menschen hinweist. (Mehr dazu in diesem Stern-Beitrag). Demnach müssen Hunde über eine grundlegende Form der Empathie verfügen, um menschliche Handlungsweisen deuten zu können. Noch ist fraglich, ob dem eine evolutionäre Anpassung der Hunde an den Menschen voranging, oder ob das Gähnen erlerntes Verhalten ist, etwa wenn ein Hund einen Menschen wiederholt beim Gähnen beobachtet hat. Im Versuch war aber auch nicht auszuschließen, dass die Hunde mit dem Gähnen auf die ungewohnte Versuchssituation reagiert und damit Stress abgebaut haben.

Bilder eines Büro-Vormittages:  Alles schläft, einsam wacht...

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Sollte Ihr Hund häufig gähnen, bedeutet das aber nicht zwangsläufig, dass Sie ihn dazu animieren (Sie Schlafmütze, Sie! 😉 ). Es gibt verschiedene Ursachen für diese Körperreaktion. Wie wir Menschen auch, kämpft damit der Vierbeiner möglicherweise gegen Müdigkeit und damit  verbundenem Sauerstoffmangel an. Vielleicht gähnt er aber auch aus Unsicherheit und verhilft sich damit zu einer Pause, um seine nächsten Schritte zu überlegen. Oder hat er gerade etwas Dummes gemacht, etwa eine flatternde Folie verbellt, und das ist ihm jetzt peinlich? Gähnen beim Hund kann sowohl eine Übersprungs- wie auch eine Verlegenheitsreaktion sein.

Ebenso möglich ist, dass er neue Energie aufnimmt, zum Beispiel nach einer Anstrengung oder bei einer energetischen Behandlung. Wenn ich Hunde oder Pferde akupunktiere, bekommen diese nicht selten während der Sitzung Gähnanfälle – ein deutliches Zeichen dafür, dass die Akupunkturnadeln getroffen haben.