S wie Seniorcheck

„Der ist in letzter Zeit ganz schön alt geworden“, höre ich gelegentlich aus des Hundehalters Mund. Damit wird erklärt, dass der Vierbeiner kaum noch laufen will, wenig Anteil an der Umgebung nimmt, insgesamt unmotiviert scheint.

Dackelmix Naddel an der Nordsee
Rentnerspaziergang an der Nordsee. Auch Naddels Niereninsuffizienz wurde erst durch eine vorsorgliche Senioren-Untersuchung gefunden und kann jetzt behandelt werden, bevor es ihr schlecht geht

Nun ist es ganz natürlich, dass Temperament und Lebensfreude bei einem jungen Tier deutlich ausgeprägter sind, als beim Senior. Bei vielen Grauschnauzen ergibt aber genaueres Hinsehen, dass sie Beschwerden haben. Sie quält also nicht das Alter an sich, sondern Krankheitssymptome. Ob das Schmerzen im Bewegungsapparat sind, Stoffwechselprobleme oder nachlassende Sinne, muss man natürlich feststellen. Die meisten Erkrankungen – und zwar auch die altersbedingten! – lassen sich therapieren. Nicht in jedem Fall erreicht man eine Heilung, aber eine sinnvolle Therapie führt in der Regel zu deutlichen Verbesserungen.

Vor der Therapie aber steht die Diagnose. Und die gibt es durch eine Untersuchung. Die meisten Tierbesitzer gehen zum Tierarzt, wenn ihr Liebling Probleme hat. Früher oder später… Manche aber übersehen die Zeichen sehr lange. Gerade altersbedingte Erkrankungen treten häufig schleichend auf. Beispiel: Die Trinkmenge des Hundes vergrößert sich nach und nach. Gelegentlich ist ihm übel. Aber nicht oft… Dann kann es ja nicht ernst sein? Das weiß man erst, wenn der Hund untersucht wurde. Möglicherweise arbeiten seine Nieren nicht mehr zufriedenstellend, was durchaus ein ernster Befund ist, auf den man mit Ernährungsanpassung und Therapie reagieren muss. Anderes Beispiel: Der Hund springt nur noch zögernd ins Auto. Sicherlich fährt er noch genauso gerne mit, wie früher – aber schmerzt beim Springen vielleicht sein Rücken?

Gerade weil man im täglichen Zusammensein kleine Veränderungen übersieht, rate ich dringend zum jährlichen Seniorcheck. Spätestens mit dem anzunehmenden Beginn des letzten Lebensdrittels sollte der Hund regelmäßig untersucht werden. Der Therapeut macht eine Anamnese, schaut sich das Tier in der Bewegung an, tastet es ab, überprüft die Vitalfunktionen und lässt Blut und Urin im Labor untersuchen. Bei Auffälligkeiten kann frühzeitig mit der Behandlung begonnen werden, was häufig das Fortschreiten einer Krankheit verhindert.

Ausführliche Informationen zu alterstypischen Erkrankungen bei Hunden und dem jährlichen Seniorcheck enthält mein Buch „Tierisch Grau – So bleibt der Seniorhund gesund“